ALPEN & MEER

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ALPEN & MEER

Von Nürnberg ans Mittelmeer – an einem Tag. Vier Freunde, 600 Kilometer, 7000 Höhenmeter, etliche Pässe, ein Erlebnis.Der Selbstversuch.

Fotos: Tom Meyer

Berge. Dunkelheit. Stille. Leichte, weite, konstante Bewegungen. Es sind die winzigen Wellen auf dem Wasser des Hintersees. Um ihn herum ragen graue Schemen auf – aus denen das Licht der einsetzenden Morgendämmerung graue Felsmassen werden lässt. Kein Lärm, keine Blechlawine, keine Menschenmassen. Nur Natur und Stille. Vier Rennradfahrer rollen in die Postkartenidylle. Das erste Licht des neuen Tages schiebt sich über die Berge. Es wird wenig gesprochen. Jeder der vier hängt seinen Gedanken nach. Vor zehn Stunden sind sie aufgebrochen. In Nürnberg. Rund 300 Kilometer von hier entfernt. Doch dies war erst der Anfang. Ihr Ziel liegt 315 Kilometer und fünf Pässe weiter. Der erste „richtige“ Anstieg ihrer Tour liegt vor ihnen: der 1180 Meter hohe Hirschbichl. Hinauf auf den kleinen Pass, der die Gruppe hinüber nach Österreich bringen wird, sind es zwar „nur“ ein paar Hundert Höhenmeter – doch sie fühlen sich jetzt, nach etlichen Stunden auf dem Rad, nach sehr viel mehr an. Der Hirschbichl liegt im Berchtesgadener Land an der Grenze zu Österreich am Fuße des Hochkaltermassives. Der Pass verbindet Bayern mit dem Salzburger Land. Vom Hintersee bei Ramsau geht es das Klausbachtal erst flach, dann immer steiler hinauf zur Passhöhe. Die Daten des Anstiegs: neun Kilometer, 400 Höhenmeter, 4,4 Prozent Durchschnittssteigung. Doch diese Zahlen sind trügerisch. Denn: Die schmale Straße beginnt erst kaum wahrnehmbar zu steigen – und wird später extrem steil. Zwei der finalen Rampen weisen Steigungsraten von weit jenseits der 20 Prozent auf.

Nacht & Morgengrauen

Etliche Stunden sind Fabian Haßler, Peter Renner, Sebastian Simon und Wolfgang Voit zu diesem Zeitpunkt bereits unterwegs. Kurz nach 21 Uhr brachen sie, am Tag zuvor, auf. Am Goldenen Brunnen auf dem Nürnberger Hauptmarkt. Hinein in die Nacht und ein besonderes Projekt, das da lautet: vom Nürnberg ans Mittelmeer – fast nonstop, innerhalb eines Tages und einer Nacht. Die Zahlen dazu: mehr als 600 Kilometer und rund 7000 Höhenmeter. Die ersten 150 Kilometer vergehen, gefühlt, schnell. In der Nähe von Landshut machen sie dann, mitten in der Nacht, die erste Pause. Im Radladen von Willi Baier, dem Hauptsponsor des Teams Baier Landshut, für das Voit, Simon und Haßler fahren. Es gibt Tee, belegte Brötchen, Kuchen, Wärme. Aufwärmen. Weiterfahren. Immer den kleinen Lichtkegeln der Akku-Lampen hinterher. Immer gen Süden. Es geht hinein in die Alpen, den Sonnenaufgang, den neuen Tag. Die nächsten Kilometer sind recht flach. Doch Nebel zieht auf – und der am frühen Morgen noch schwache Gegenwind wird immer stärker. Das eine schlägt nach dem Sonnenaufgang in den Bergen auf die Psyche, das an

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