Der Klassensprecher

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MENSCH UND MOBIL

 Tobias „Camper Tobi“ Hiendl

Gelungener Auftritt: Als erster Camping-Blogger gilt Camper Tobi in der Szene heute als Institution. Dabei folgt er stets seiner eigenen Richtung.

Wenn einer von Hauptberuf Camper ist, dann muss er eine lukrative Lücke gefunden haben: Geld verdienen sollte er ja doch. So wie Camper Tobi, Blogger der ersten Stunde: „Ich gelte immer als Klassensprecher für alle, die nach mir kamen“, um ihre Texte, Bilder und Videos rund ums Thema Camping auf ihren eigenen Webseiten oder Blogs zu veröffentlichen.

Tatsächlich ergeben sich für Blogger ungeahnte Möglichkeiten, Geld zu verdienen: „Ich habe über 40.000 Abonnenten“, sagt Camper Tobi, „vor allem aber habe ich 23 Millionen Klicks.“ Klicks – die Währung im Internet. Und eine Basis, um von Erträgen aus der bunten Welt des Online-Infotainments leben zu können. Etwa, wenn Camper Tobi einen Beitrag über einen Händler ins Internet stellt: „Von tausend Klicks kommen zehn User als Kunden auf den Hof“, verspricht er vollmundig.

Dabei hatte Tobias Hiendl, wie Camper Tobi mit bürgerlichem Namen heißt, einst ganz andere Pläne. Seine berufliche Karriere begann er als gelernter Koch: „Das musste ich machen – wegen Papa“, grinst der 56-Jährige.

Seiner großen Leidenschaft, dem Segeln, ging er als Skipper in Neuseeland nach. Von 1983 bis 1989 steuerte Tobias Hiendl Charterboote auf der anderen Seite der Erde. Paradiesisch. Bis ein schwerer Unfall dieses Leben zwischen Wind, Wellen und Weite jäh beendete.

„Seither bin ich Camper“, sagt Tobias Hiendl ernst, „Camping ist für mich eine Art Ersatz fürs Segeln.“ Was seinem Lebenstraum, einmal um die Welt zu reisen, schon sehr nahe kommt. Auf sein Boot, das noch bei St. Tropez vor Anker liegt, schielt er bei solchen Gedanken wohl eher selten. Vielleicht, weil sonst womöglich Wehmut mitschwingt.

Ohnehin traut sich Tobias Hiendl nicht mehr aufs Wasser: Ein Aneurysma und sieben (!) überlebte Schlaganfälle halten ihn davon ab. Und seine schwarze Schirmmütze nimmt er auch nie ab: „Darunter sieht es so aus, wie es niemand wissen will“, erinnert er an seine Verletzungen durch den Bootscrash.

Trotz aller Tiefschläge ist Tobias Hiendl der Freiluft-Freizeit beruflich treu geblieben. So heuerte er 2014 bei Freizeit Steiner an, einem Camping-Center in Sulzemoos. Im September 2016 stellte er als Versuch seine allererste Sendung bei Youtube online – ein Bericht über den Handelsbetrieb. „Damals gab es noch keine Blogger und Influencer auf Messen oder bei Händlern“, erinnert sich der Internet-Vorreiter, „und alle haben gelacht – das wird doch nie was.“

Doch Tobias Hiendl gab nicht auf und präsentierte am 15. Oktober 2016 sein erstes Angebot im Netz: einen La Strada Nova für 110.000 Euro. „Den habe ich an einen Konsul a