DARAUF FALLE ICH NICHT HEREIN!

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MIT LÜGEN ÜBER ANGEBLICHE NOTFÄLLE ERGAUNERN BETRÜGER GROSSE SUMMEN. SO SCHÜTZEN SIE SICH

VON Kirstin von Elm

FOTOS: (TELEFON) © GETTY IMAGES/ISTOCKPHOTO/TERO VESALAINEN; (BILDSCHIRM) © PICTURE ALLIANCE/CHROMORANGE/MICHAEL BIHLMAYER

AM 15. MÄRZ letzten Jahres um elf Uhr klingelt bei Erika Schneider * in Stuttgart das Telefon. Die ältere Dame nimmt ab. Erst hört sie ein lautes Schluchzen, dann eine verzweifelte Frauenstimme: „Mama? Bitte hilf mir, mir ist etwas Furchtbares passiert!“ Schneider, die allein lebt, ist schockiert: Ist das ihre Tochter? Was ist ihr zugestoßen? Stammelnd und weinend erklärt die Frau am Telefon, sie habe einen tödlichen Autounfall verursacht und müsse ins Gefängnis. Nur eine hohe Kaution und ein teurer Anwalt könne sie davor bewahren: „Hast Du Geld im Haus, Mama? Bitte, bitte – ich will nicht ins Gefängnis. Oh Gott, ich habe solche Angst, Du bist meine einzige Hoffnung!“

Ein Mann schaltet sich ins Gespräch ein. Er sei Polizist, erklärt er. Die Lage sei sehr ernst, jede Minute zähle: „Können Sie schnell eine größere Summe aufbringen?“, fragt er. Überrumpelt erzählt die Seniorin, dass sie Goldschmuck und Uhren zu Hause verwahre.

Der Anrufer lässt sich die Wertgegenstände beschreiben und verkündet: „In Ordnung, ich lasse alles so schnell wie möglich abholen. Bleiben Sie unbedingt zu Hause.“ Bevor er auflegt, warnt er noch: „Erzählen Sie niemandem von dem Unfall. Sonst schaden Sie Ihrer Tochter!“ Außer sich vor Sorge befolgt die Mutter seine Anweisungen. Um 13:30 Uhr klingelt der Bote an ihrer Haustür. Schneider händigt Schmuck und Uhren aus.

Die gute Nachricht: Erika Schneiders Tochter hat keinen Unfall verursacht. Die schlechte: Die Seniorin ist auf einen sogenannten Schockanruf hereingefallen. Mit dieser Betrugsmasche erbeuten Kriminelle immer wieder hohe Beträge. Mal geben sie sich als Angehörige in Not aus, mal als Polizisten, die vor einem angeblich drohenden Raubüberfall warnen, oder als Bankangestellte, die verdächtige Aktivitäten am Konto bemerkt haben wollen. Geschickt bauen die Täter psychologischen Druck auf, und bringen ihre Opfer dazu, Geld, Wertsachen, Konto- und Kreditkarten samt PIN auszuhändigen oder die Zugangsdaten zum Konto preiszugeben.

Erika Schneider übergab an jenem Mittwoch im März laut Polizeibericht einem etwa 20 bis 25 Jahre alten Mann an der Haustür Gold und Uhren im Wert von mehreren Hunderttausend Euro. Kostbare Erbstücke, die nun wohl für immer verloren s

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