Reader's Digest Österreich
24 April 2023
Liebe Leserin, lieber Leser, zurzeit ist das Thema künstliche Intelligenz (KI) in aller Munde. Zu Recht, denn ChatGPT & Co. werden unser Leben sicher ebenso stark beeinflussen wie die Einführung des Internets. Während die traditionelle Google-Suche eine Liste von Webseiten ergibt, durch die sich Benutzer wühlen können, liefert ChatGPT ausformulierte Texte – egal, ob wir nach der besten Waschmaschine für einen Zweipersonenhaushalt fragen oder nach Argumenten für die Ehe. Die Antworten auf beide Fragen gibt der Chatbot strukturiert und in bestem Deutsch. Dennoch bedarf es nach wie vor des Menschen, um zu beurteilen, ob die Antworten der künstlichen Intelligenz auch tatsächlich Sinn ergeben. So antwortete die Anwendung vor einiger Zeit noch auf die Frage, warum man nach dem Meditieren seine Socken essen solle, dass man in der Fußbekleidung „die Essenz der Erleuchtung schmecke“. Da ChatGPT aber stetig „lernt“, warnt es heute bei derselben Frage, dass das Essen von Kleidung keine empfehlenswerte Praxis sei und in keinem Zusammenhang mit Meditation stehe. In Kombination mit Übersetzungssoftwares machen solche Anwendungen auch die Kommunikation in Fremdsprachen in Echtzeit leichter, weil sie simultan hin und her übersetzen können. Ob dies fehlerfrei geschieht, kann allerdings nur bewerten, wer die Sprache beherrscht. Daran musste ich jüngst denken, als ich Wein bei einem Händler in Italien bestellt hatte. Der forderte mich in der Bestellbestätigung auf: „Halten Sie Ihre Brille bereit.“ Es ging dabei nicht ums Kleingedruckte. Vielmehr war wohl vom Englischen automatisiert ins Deutsche übersetzt worden – wobei aus glasses nicht „Gläser“, sondern „Brille“ wurde! Intelligentes Lesevergnügen wünscht Ihnen Ihr Michael Kallinger
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