Generationen werden erfunden. Das stört Hannes Zacher

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Generationen mit markanten Namen wie „Millennials“ oder „Gen Z“ werden von Unternehmensberaterinnen, Journalisten und Wissenschaftlerinnen erfunden, um Unterschiede in Werten, Einstellungen und Verhalten zu erklären. Mit Büchern und Workshops zu dem Thema lässt sich viel Geld verdienen und mittlerweile ist eine ganze Industrie entstanden. Diese will uns davon überzeugen, dass es Jahrgänge gibt, die sich bedeutsam unterscheiden, und dass wir diese Unterschiede beim Umgang mit anderen Menschen berücksichtigen sollten.

Das ist hochproblematisch, denn das Konzept ist theoretisch fragwürdig, methodisch schwer zu untersuchen, und es existieren keine Belege dafür, dass die Angehörigen jeweils sehr verschieden sind. Aus theoretischer Sicht gibt es keinen guten Grund, kontinuierliche Merkmale wie Alter oder Geburtsjahr in künstliche Gruppen mit willkürlichen Grenzen einzuteilen. Niemand kann einleuchtend erklären, warum jemand, der 1996 geboren ist und damit vermeintlich zu den Millennials gehört, einer im Jahr 1980 geborenen

Hannes Zacher ist Professor für Arbeitsund Organisationspsychologie an der Universität Leipzig und forscht zu den Themen Arbeit und Altern, berufliche Gesundheit und Nachhaltigkeit in Organisationen
Illustrationen: unten Jan Rieckhoff, oben Lea Brousse für Psychologie Heute

An dieser Stelle erzählen Expertinnen und Experten, worüber sie sich ärgern

Person ähnlicher sein soll als einem 1997 geborenen Mitglied der Gen Z. Befragungen zu einem Zeitpunkt X können aus methodischer Sicht keinen Nachweis für Generationenunterschiede liefern, weil sich die Einf lüsse von Alter, Befragungszeitpunkt und Geburtsjahr nicht sauber trennen lassen. Deshalb haben nur sehr wenige Studien zu diesen Fragen diese auch tatsächlich untersucht. Große Metastudien finden jedenfalls keine Belege dafür.

Da das „Generationendenken“ keine wissenschaftliche Grundlage hat, ist es im besten Fall folgenlos, in der Regel Zeit- und Geldverschwend

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