DIE SUFFRAGETTEN

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An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert erlebte Großbritannien einen erbitterten Kampf um das Frauenwahlrecht. Auf dem Weg dorthin mussten die Rebellinnen Gefängnisstrafen ertragen und nicht selten auch sexuelle Demütigungen. Mitunter griffen sie auch zur Gewalt.

AINHOA CAMPOS POSADA HISTORIKERIN, UNIVERSITÄT COMPLUTENSE MADRID

AKTIVER UND PASSIVER WIDERSTAND

MÄNNLICHEN GESETZEN AUSGELIEFERT Auf dem Höhepunkt der Frauenwahlrechtsbewegung wird eine Suffragette während eines Straßenprotests von der Polizei verhaftet. Die junge Frau trägt ihre Universitätsrobe. Foto um 1905.
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Am Freitag, dem 3. August 1832, wurde im britischen Parlament eine ganz besondere Petition verhandelt. Eingebracht hatte sie das Unterhausmitglied Henry Hunt, und er erwähnte eine wohlhabende Dame aus Stanmore in Yorkshire mit Namen Mary Smith. Diese argumentierte, dass sie, da sie die gleichen Steuern zahle und den gleichen Gesetzen unterliege wie jeder Mann, auch das gleiche Recht haben sollte zu wählen. Frauen hätten auch ein Recht auf Teilhabe bei der Bestimmung von Gesetzen und der Rechtsprechung.

Das war zweifellos zu viel für Sir Frederick Trench. Der ehrenwerte Abgeordnete wies darauf hin, dass Männer und Frauen im Falle der Einführung gleicher Geschworenengerichte in moralisch fragwürdige Situationen gezwungen würden, wie etwa die ganze Nacht zur Beratung eingesperrt zu sein. Auf die Erwiderung: „Es ist bekannt, dass der Herr Abgeordnete oft ganze Nächte in Gesellschaft von Damen verbringt, ohne dass etwas Ungewöhnliches passiert“, antwortete Trench nur: „Ja, aber wir werden nicht eingesperrt.“

Das Publikum lachte und beendete damit die erste Debatte über das Frauenwahlrecht in der britischen Geschichte. Die Befürworterinnen waren in der Minderheit, die Bewegung steckte noch in den Kinderschuhen. Frauen wurden die bürgerlichen und politischen Rechte der Männer verweigert, und obwohl unverheiratete Frauen und Witwen mehr Freiheiten genossen als verheiratete – diese durften kein Eigentum besitzen, kein Testament aufsetzen und hatten kein Sorgerecht für ihre Kinder –, waren auch sie großen Einschränkungen unterworfen. So waren ihnen Berufe wie Ärztin oder Juristin verwehrt, und sie hatten keinen Zugang zu staatlichen Stellen.

In der Auffassung der damaligen Zeit war diese Unterordnung ein grundlegender Bestandteil des sozialen Gefüges. Die intellektuell und körperlich angeblich „überlegenen Männer“ kümmerten sich um den gesamten öffentlichen Bereich, während die Frauen Heim und Herd verwalteten. Das war Teil der Tradition und wurde von den M�

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