SCHUTZ-BLECH

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Report Unterfahrschutz

Leitplanken, technisch korrekt: Schutzplanken, wurden vor über 70 Jahren für den Autoverkehr entwickelt. Doch nicht nur deren scharfkantige Stützpfosten sind für stürzende Motorradfahrer ein großes Risiko. Seit über 20 Jahren entschärft Unterfahrschutz das mörderische Metall. Wo klemmt es noch?

Aktiv: Thomas Kindt (Mitte vorn) erlitt an dieser Leitplanke eine Querschnittslähmung. Danach sorgte sein Club für Entschärfung
Bitter: An dieser Unfallstelle starben in einem Crash zwei Motorradfahrer nach dem heftigen Anprall an die Leitplanken-Pfosten

Am 28. Juni 2019 biegt das Leben von Thomas Kindt einfach rechts ab, Richtung Rollstuhl. Thomas ist ein sehr erfahrener Motorradfahrer, hat diverse Ducatis.

Der damals 55-jährige Desmo-Fan fährt an jenem Freitag bloß eine kurze Runde durch seine fränkische Heimat.

Eine Woche später sollte es auf dieser Ducati 1198 S zum Sachsenring-GP gehen. Aber es kam alles anders, ganz anders.

„Ich war nicht zu schnell, sondern relaxed im Sporttouring-Modus unterwegs, freute mich noch, wie schön die Stadt Spalt von oben aussieht.“ Unvermittelt klappt in einer lang gezogenen Rechtskurve das Vorderrad ein, plötzlicher Grip-Verlust. Hinterher hieß es, Tage zuvor habe ein Traktor dort Öl verloren. Hatte die Feuerwehr mit Bindemittel entfernt. Der Gutachter wird später aussagen, Thomas Kindt sei nicht über einen Ölfleck gefahren.

Jetzt rutscht er erst mal. „Wie ein Maikäfer auf dem Rücken – Hände nach oben, Füße noch unten.“ Noch fünf Meter. „,Das ist jetzt aber schlecht für die Hochzeit meiner Tochter am nächsten Tag‘, dachte ich noch bei mir.“ Dann der Einschlag. Erst die Ducati. „Sie blieb komplett unter der Leitplanke stecken.“ Dann Thomas. Hart bohrt sich der Stützpfosten in seinen linken Brustkorb, bricht ihm sämtliche Rippen, zerfetzt die Milz. Arme und Beine bleiben heil, doch die Wirbelsäule ist gebrochen.

Eine Ärztin sieht den Crash, versorgt Thomas sofort mit Infusionen. Bald kommen die Rettungssanitäter. Nur mit viel Mühe können sie den Menschen vom Metall befreien und auf die Trage legen. „Da ging dann bei mir das Licht aus“, erinnert sich Thomas Kindt. „Schmerzen hatte ich bis dahin keine, da bist du so mit Adrenalin vollgepumpt.“ Mit Krankenwagen und dann Helikopter geht’s ins Klinikum Nürnberg zur lebensrettenden Not-OP.

17 Tage liegt Thomas auf der Intensivstation. Die Diagnose: Paraplegie, vollständige Lähmung beider Beine. Zu lang war sein Rückenmark gequetscht. „Da sind die Nervenbahnen abgestorben.“ Es folgen vier Monate in einer Spezialklinik für Rückenverletzungen, drei Monate Reha.

Seinen Beruf muss der gelernte IT-Techniker an den Nagel hängen. Nur seinen Lebensmut, den konnte das Stück mörderisches Metall dem Franken nicht nehmen. Er hortet weiter zwei Ducatis, fährt nun Ca