Top Gun

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Warum ein schwedischer Flugzeugbauer das Wort „Downsizing“ schon kannte, bevor es erfunden war. Und warum Maverick ohne den Saab 900 Turbo niemals abgehoben wäre.

Gut zu wissen

SAAB 900 TURBO 16S Eckdaten: Vierzyl.-Turbomotor, DOHC, 1985 cm3 , 185 PS, 1265 kg, 210 km/h, 1984 bis 1993 Preis: 21 700 Euro (guter Zustand) Charakter: Schnelles und praktisches Fließheck-Coupé mit aeronautischen Wurzeln und Individualisten-Image

Eine Kawasaki GPZ 900 R Ninja ist 1986 so ziemlich das Coolste, womit ein Kerl unterwegs sein kann. Diesseits einer F-14 natürlich. Trotzdem hätte Tony Scott Lieutenant Pete Mitchell alias Maverick lieber in einen Saab 900 Turbo statt auf ein Motorrad setzen sollen. Weniger weil die Schweden auch Kampfflugzeuge bauten. Eher aus Dankbarkeit, weil er seinen Job als „Top Gun“-Regisseur ohne Saab vermutlich nie bekommen hätte.

Ins Fadenkreuz der Produzenten Don Simpson und Jerry Bruckheimer war der Filmemacher geraten, nachdem er 1983 für einen Werbespot einen Saab-Düsenjäger und einen 900 gemeinsam in Szene gesetzt hatte. Halbdunkle Hangars, Machos mit Pilotenbrillen, heroischer Soundtrack und glühende Nachbrenner: Ähnlichkeiten zur späteren „Top Gun“-Stilistik sind unverkennbar. Doch so sehr das Video im Gedächtnis geblieben ist, so wenig dürfte es damals bei der Zielgruppe verfangen haben. Zumindest fällt es schwer zu glauben, dass Architekten, Ärzte oder Professoren, die dafür sorgten, dass dem Saab 900 hierzulande bald das Image eines Intellektuellenautos anhaftete, für Militärkitsch made in Hollywood empfänglich waren.

Eher blätterten die Herren mit Hornbrillen und schwarzen Rollkragenpullis in den hochwertig gedruckten „Form und Funktion“-Broschüren vom Saab-Händler, einer Mischung aus Verkaufsprospekt und Technik-Lehrbuch, und studierten die Besonderheiten der Schwedenautos, die von Akademikern nicht nur gefahren wurden, weil sie intelligent konstruiert waren, sondern auch, weil ihr Kauf eine gewisse Solvenz voraussetzte. Ein 900 Turbo kostete 1991 knapp 50 000 Mark. Damit lag er auf dem Niveau eines Mercedes W 124 oder BMW 5er – beides Autos, die Saab-Käufer bewusst vermieden, sei es, um auf subtile Weise ihre Abneigung gegen das Establishment kundzutun oder weil ihnen die deutschen Premiummarken schlicht zu statusschwanger und zu wenig kreativ waren.

Der Turbo-Vierzylinder ist um 45 Grad geneigt eingebaut. Links vorn die „rote Box“, die ihn auf 185 PS bringt

Saab stand für konsequentes Andersdenken. Der 1947 ins Autogeschäft eingestiegene Flugzeugbauer hatte selbstreparierende Stoßfänger erfunden, die bis zu einem Aufpralltempo von acht km/h frei von Blessuren blieben. Wer sonst hatte ein schnittiges Coupé im Programm, das dank umklappbarer Rücksitze und großer Heckklappe den Nutzwert eines Kombis bot? Und vor allem: einen „Motor mit Dop