Jetzt bloß nicht die Nerven verlieren!

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Ob du in der 90. Minute zum Elfmeter antrittst oder allein aufs Tor zuläufst, unter Druck ist mentale Stärke besonders wichtig. Wir erklären dir, wie du sie trainierst – beim Fußball, aber auch bei jeder anderen Sportart

Foto: DMYTRO AKSONOV/GETTYIMAGES

Nur ein kurzer Moment, in dem sich aber alles entscheidet. Versenkst du jetzt den Elfmeter, gewinnt deine Mannschaft das Spiel. Verschießt du, war es das mit den wichtigen drei Punkten. In Situationen wie diesen ist die Angst zu scheitern groß, der Druck auf den Sportler enorm. In der Sportpsychologie spricht man dann von der Gefahr des choking under pressure, des Versagens unter Druck. Mentalcoach Sven Schimmel aus Reutlingen erklärt, was im Einzelnen dahintersteckt. „Unter Stress kommt’s dann zu einem Leistungsabfall. Bewegungsabläufe, über die man ansonsten überhaupt nicht nachdenkt, funktionieren auf einmal nicht mehr. Es kommen Zweifel und negative Gedanken auf, im Kopf entwirft man Worst-Case-Szenarien, die einen unter Stress setzen.“

Subjektiver Druck

Was dieser Druck mit einem macht und inwiefern man sich von ihm aus der Bahn werfen lässt, das hat der Aktive am Ende zu einem großen Teil selbst in der Hand. Oder besser gesagt: im Kopf. „Ich habe mal einen Sportler beraten, der Druck als Privileg angesehen hat“, sagt Schimmel. „Nach dem Motto: Die Tatsache, dass es um etwas geht, habe ich mir hart erarbeitet. Er hat den Druck quasi als Belohnung für seine Leistungen interpretiert.“ Die subjektive Sicht auf die Dinge ist also mitentscheidend dafür, ob der Druck einen stark belastet oder eher nicht. Schimmel: „Sieht sich der Athlet selbst als nicht gut genug an, um die anstehende Situation zu meistern, wird er einen hohen Druck verspüren – und aus dem Grund steigt dann natürlich sein individuelles Stresslevel.“

Mentale Stärke

In den letzten Jahren hat Mentaltraining nicht nur im Bereich des Profi-Sports an Bedeutung gewonnen. „Auch Spieler in unteren Ligen gelangen immer öfter zu der Überzeugung, dass mentale Stärke ihre Leistung verbessern kann“, sagt Ex-Fußball-Profi Schimmel, der weiß, wovon er spricht: Beim VfB Stuttgart klopfte er an das Tor zur Ersten Fußball-Bundesliga und galt zu seiner Zeit beim SV Wehen Wiesbaden als einer der besten Außenverteidiger der 3. Liga. Doch Schimmel beendete im Alter von nur 23 Jahren nach 108 Drittligaspielen seine Karriere – weil der Druck einfach zu groß war: „Ich war mein größter Kritiker und wurde meinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht. Ich stand mir da selbst im Weg und fand nie wirklich den Zugriff auf mein gesamtes Potenzial.“ Dieses setzt sich aus körperlicher und geistiger Stärke zusammen. Leistung hängt immer von physischen, mentalen und Umgebungsbedingungen ab, die sich dafür gegenseitig positiv beeinflussen müssen. So weit die Theorie. Im Folgenden ve

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