Kraftakt Kind

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Vater als Vorbild: Wenn Papa Hanteln schwingt, wollen Kinder es ihm oft gleichtun. Doch ab welchem Alter ist Krafttraining überhaupt sinnvoll? Ein Experte erklärt es in Men’s Health

Foto: THE GOOD BRIGADE/GETTYIMAGES

Kids haben im Fitness-Studio nichts zu suchen, in der Regel lassen die Inhaber sie frühestens mit 16 ins Gym. Aber muss man deswegen dem Nachwuchs den Kraftsport generell verbieten? Oder kann er für die Entwicklung eines Kindes sogar förderlich sein? Wie ist da der aktuelle Forschungsstand? Dies und mehr erklärt Stephan Geisler, Professor für Fitness und Gesundheit an der Düsseldorfer IST-Hochschule und Autor des Buches „Hypertrophietraining“ (Riva, 25 Euro) im Interview.

Wie wirkt Krafttraining sich auf Kinder aus? Als Belastungsform für den kindlichen Organismus halte ich es grundsätzlich für sehr sinnvoll, weil es die Muskeln und die Knochen stärkt, die Körperkraft und die Motorik insgesamt verbessert. Wenn das Training passend zu dem jeweiligen biologischen Alter durchgeführt wird, kann man bei einem Kind eigentlich keine bessere motorische Grundlage für ein sportliches und gesundes Leben legen.

Gibt es darüber hinaus Vorteile, die Kinder aus Krafttraining ziehen können?

Da würde ich in erster Linie die psychologischen Vorteile ansprechen. Krafttraining und die damit einhergehende körperliche Veränderung im Sinne von mehr Muskularität und mehr Körperkraft haben verschiedenste positive Auswirkungen auf den mentalen Zustand eines Kindes. Die logische Konsequenz eines regelmäßigen Krafttrainings ist etwa, dass die Kinder im Schulsportunterricht besser mithalten können. Und das wiederum hat psychologische Auswirkungen in der Form, dass es das Selbstwertgefühl eines Heranwachsenden steigern kann. Das halte ich für einen wichtigen Aspekt.

Ab welchem Lebensalter können oder sollten Kinder Krafttraining machen? 

Schaut man sich Kinder an, die auf einem Spielplatz irgendwo hochklettern, muss man sich im Klaren darüber sein, dass genau das Krafttraining ist. Das bedeutet, dass Kinder im Prinzip von der Geburt an, wenn sie ihr schwerstes Körperteil, den Kopf, mit Hilfe der Rückenund Nackenmuskulatur auf und ab bewegen, im Grunde ein Maximalkrafttraining betreiben. Ob sie springen, klettern, herumtoben, aber auch dann, wenn sie sprinten, das alles ist Krafttraining. Ich glaube, vielen Menschen ist es gar nicht bewusst, dass Krafttraining eben nicht nur bedeutet, in geschlossenen Räumen auf irgendwelchen Geräten herumzusitzen oder Hanteln zu wuchten, sondern dass Krafttraining im Prinzip jede muskuläre Kontraktion ist, die ich zum Beispiel auch im Spielsport oder im Alltag ausführe. Meine zwei Söhne sind jetzt noch zu jung für ein Fitness-Studio, aber wenn sie das Teenager-Alter erreichen und Lust auf Krafttraining verspüren sollten, werde ich sie zuerst in die Grundlagen einweis

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