Sein härtester Fight

12 min lesen

Jahrelang fuhr Boxweltmeister Anthony Joshua nur Siege ein, ehe sich das Blatt plötzlich wendete. Wie diese Niederlagen seine Sicht auf den Sport und das Leben verändert haben und wie er sich zurück an die Spitze kämpfen will, hat der 34-jährige Brite Men’s Health exklusiv verraten

Interview:ALASTAIR CAMPBELL

Fotos:CHRIS FLOYD

Anthony Joshua galt lange als unbesiegbar. Olympiagold 2012, Weltmeister 2016, eine astreine Profi-Bilanz: Joshua war der Superstar des Boxens. Doch in der letzten Zeit musste sich der 34-jährige Brite an etwas gewöhnen, das ihm bis dahin unbekannt war: Niederlagen, 3 in seinen letzten 7 Kämpfen. Das hat ihn dazu gebracht, die Sicht aufs Boxen zu ändern – und auch seine Sicht auf das Leben. Ja, wir reden mit ihm über diesen Sport, über seine Freude, wenn er anderen Schmerzen zufügt. Aber wir verlassen auch den Boxring, unterhalten uns über den Sinn des Lebens und Joshuas Wunsch nach einer besseren Beziehung zu Gott. Wir sprechen über den Tod und die Gründe dafür, dass er über Gott nachdenkt. Wer also ein Standard-Interview mit einem o815-Sportler erwartet, braucht nicht weiterzulesen.

Als Boxer musst du nicht nur körperlich, sondern auch mental fit sein, oder?

Ich habe tatsächlich lange gedacht, dass ich alles allein über die Physis regeln kann. Aufstehen, trainieren, alles raushauen, und das war’s.

Aber wenn du deine Kämpfe verlierst, stellst du dich auf einmal in Frage, merkst, wie wichtig mentale Stärke ist.

Bis zur ersten Niederlage ist das nie ein Thema gewesen?

Nein, damit habe ich mich nicht befasst. Der Fokus war voll auf den Körper gerichtet, die Psyche spielte keine Rolle.

Und nun nimmst du psychologische Hilfe in Anspruch.

Dadurch habe ich vor allem gelernt, Herausforderungen wesentlich ziel- und prozessorientierter anzugehen. Ich versuche all die Dinge, auf die ich Einfluss nehmen kann, vollständig zu kontrollieren. Außerdem gehe ich jetzt viel strategischer an die Kämpfe heran und analysiere genau, wann ich meinen Gegner wie am besten ausschalten kann.

Und wenn das nicht gelingt?

Vorm Fight gibt es in meinem Kopf keine Option, meinen Gegner nicht k. o. zu schlagen. Das war zwar grundsätzlich schon immer so, nur habe ich lange Zeit zu vieles als selbstverständlich hingenommen. Ich habe ein bisschen zu oft gechillt, zu häufig den letzten Biss vermissen lassen. Erst als ich verlor, wurde mir klar, wie viele Menschen mit mir fieberten und sich wünschten, dass ich gewinne. Daraufhin habe ich beschlossen, dass ich nach de

Dieser Artikel ist erschienen in...

Ähnliche Artikel

Ähnliche Artikel