Weil Karriere und Geld Nicola Rohner (51) nicht erfüllen, sattelt sie um, wird Yoga-Lehrerin. Doch sie muss manche Klippen überwinden, bis sie ihren Weg und ihren Herzensort findet
Endlich fühle ich mich angekommen“, sagt Nicola, während sie von der Terrasse auf den tiefblauen Atlantik hinausschaut. In der Ferne gleitet ein Kreuzfahrtschiff vorüber. „Alles ist fast schon unwirklich schön hier. Ich habe mich vor gut drei Jahren auf den Weg in ein neues Leben gemacht und bin dafür richtig belohnt worden.“
Sie wollte sich wieder spüren, etwas tun, das ihr Herz erfüllt Nicola kommt aus München und ist studierte Innenarchitektin. Doch mit dem Diplom in der Tasche wird sie nicht wirklich glücklich. „Ich habe ein paar Jahre in meinem Beruf gearbeitet, später auch in der IT und im Marketing, habe aber zunehmend eine Sinnlosigkeit empfunden. Ich tauschte Lebenszeit gegen Geld und verlor immer mehr den Kontakt zu mir“, erinnert sie sich an die Gefühlslage von damals.
„Ich verramsche mein Leben“, sagt sie in der Zeit einer Freundin und beginnt, auf ihre innere Stimme zu hören, die immer lauter wird. „Die meinte, ich solle etwas machen, das mich erfüllt, und das war für mich, Menschen Gutes zu tun.“ Die Entscheidung fällt auf Yoga. Sie lässt sich nebenberuflich zur Yoga-Lehrerin ausbilden, gibt erste Kurse und entdeckt schnell die Kraft der richtigen Atmung, erst für sich, später für andere. „Es ist unser wichtigster Körperprozess, der jede Zelle beeinflusst. Man kann sich schwach und krank atmen, aber auch gesund und richtig stark.“ Nicola wird Atemtherapeutin, legt mit Zusatzqualifizierungen in Meditation, Stressbewältigung und vielem mehr die Grundlage für eine Coaching-Karriere. „Und weil ich selbst von ganzem Herzen liebte, was ich anbieten konnte, ließ auch der Erfolg nicht lange auf sich warten.“ Nicola kann sich rasch über volle Auftragsbücher freuen. „Ich habe in Unternehmen und privat meine Kurse angeboten, und meine Kunden haben gelernt, was mir selbst auch gelungen ist: sich wieder selbst wahrzunehmen und als stark und kräftig zu empfinden.“
Nicola hat so viel Erfolg, dass sie richtig Vollgas gibt, durch die ganze Bundesrepublik zu ihren Kursen reist, es liebt, gefragt zu sein. Doch dann erlebt sie, was sie bislang nur von anderen kannte: Sie wird fahrig, vergisst sogar ihr Gepäck auf dem Bahnsteig, schläft schlecht, hat ein nicht mehr zu kontrollierendes Gedankenkarus
