Wie Messerstiche im Bauch

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Jahrelanges Arzt-Hopping ohne richtige Diagnose. Oft abgestempelt als eingebildete Kranke. Heftige Beschwerden im Takt des Zyklus. Endometriose bereitet Körper und Seele Schmerz. Endlich gibt es Lichtblicke aus der Ernährungsmedizin

Es tut so weh

Fotos: AdobeStock / SciePro, Nitiphol

1.Sie ist geheimnisvoll, gibt der Medizin seit über 130 Jahren Rätsel auf. Wie ein Chamäleon wird eine Endometriose meist nur mühsam entdeckt. Bei vielen Frauen erst nach einer Wartezimmer-Odyssee von ca. 10,4 Jahren. Rund sieben bis 15 Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter leiden daran – zwei Millionen Schicksale. Bei einer Endometriose verirren sich Zellen der Gebärmutterschleimhaut (lat: Endometrium) in Bauchfell, Eierstöcke, Eileiter, Darmwand, Blase oder eine andere Körperregion. Die versprengten, oft stecknadelkleinen Endometriose-Herde sind zwar gutartig, verursachen aber während der Periode oft Schmerzen bis zur Ohnmacht. Denn sie reagieren wie normale Gebärmutterschleimhaut auf die Geschlechtshormone, vor allem auf Östrogene. Sie schwellen an, bluten, führen zu brennenden Krämpfen, Schmerzen beim Sex, quälenden Verdauungs- und Blasenproblemen. Monat für Monat.

DIE GENE SPIELEN EINE SCHLÜSSELROLLE

Heute gilt Endometriose als systemische Krankheit, die nicht nur den Beckenraum, sondern den ganzen Körper betrifft. Denn sie verändert den Leber- und Fettstoffwechsel, schiebt Entzündungen überall im Gewebe an, so die Yale School of Medicine. Und löst im Schmerzgedächtnis des Gehirns ständig Alarmstufe Rot aus. Damit nicht genug: Fast jede dritte Patientin wird unfruchtbar. Meist durch Entzündungen und Verklebungen der Eileiter. Erst die Wechseljahre entlassen Frauen meist wegen der nachlassenden Hormone aus dem Endometriose-Würgegriff. Warum die Krankheit genau entsteht, weiß hundertprozentig bis heute zwar niemand. Aber sicher ist, dass die Gene eine mächtige Rolle spielen. Eine weltweite Studie der University of Oxford hat gerade die DNA von über 60000 Frauen untersucht. Dabei haben die Forscher insgesamt 42 Gen-Regionen festgemacht, die eine Endometriose begünstigen. Was sie erstaunte: Viele dieser Gene sind auch für Schmerz-Verarbeitung zuständig, spielen eine Schlüsselrolle bei Migräne, Rückenschmerzen. Hier gibt es Hoffnung auf neue Medikamente. Als wahrscheinlichste direkte Ursache haben jetzt Gynäkologen des australischen Hudson Institute of Medical Research die fast 100 Jahre alte Transplantations-Theorie klar bestätigt: In der Zyklusmitte verschleppt eine Art Sog aus der Gebärmutter Endometrium-Zellen

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