Ich habe alles hinter mir gelassen

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Der Beziehungs-Psychologe Wieland Stolzenburg machte sich auf die Suche nach sich selbst – und fand dabei sein großes Glück in Südostasien

Neuanfang auf Bali

FOTOS: GOLDEGG, STEPHAN SCHUMANN, WIELAND STOLZENBERG (5)

Von Minimalismus hatte ich noch nie gehört,“ erinnert sich Wieland Stolzenburg während seines Umzugs von einer Münchner Wohnung in die nächste. „Trotzdem spürte ich den Impuls, einige Sachen abzugeben.“ Wer will schon ohne Aufzug alles vom fünften Stock runter, und wieder hoch in den vierten schleppen? Er sortiert gut die Hälfte seiner Dinge aus. „Was für ein befreiendes Gefühl!“, jubelt der Psychologe – und macht weiter, bis nur noch zwei Kisten und ein Stück Handgepäck übrig sind. „Das Ausmisten war ein Prozess von zwei Jahren, der in meinem Inneren begann. Und im Außen sichtbar wurde“, überlegt der Therapeut und folgt seinem Bauchgefühl: Er gibt seine Praxis auf und reist mit einem One-way-Ticket aber ohne Plan nach Bangkok. Wieland ist weder frisch getrennt, noch steckt er in einer Lebenskrise. „Ich bin zufrieden und nicht aus einem Schmerz hierher gekommen, sondern aus Freude und Neugierde.“ Sein Impuls führt ihn als erstes nach Ubud auf Bali. Ein Volltreffer: Umgeben von grünen Reisfeldern, Wäldern, dem chaotisch wirkenden Treiben der Balineser und anderen Aussteigern fühlt sich Wieland sofort angekommen. „Ich, der gern Sicherheit und Struktur hat, hat kein Zuhause mehr in Deutschland und keinen Plan, außer für die nächsten zwei Tage“, staunt er. „Doch ich bin unfassbar glücklich. Dieses Glück ist so intensiv, dass ich es kaum aushalte. Mein Verstand beginnt zu zweifeln, ob es echt ist oder ob ich mir nur etwas vormache.“

Auf Bali verliebt er sich in die Insel, das Leben und die Menschen und taucht in die asiatische Lebensphilosophie ein. Dabei gewinnt er wichtige Erkenntnisse, die seine Sicht auf das Dasein grundlegend verändern. Als Experte für Beziehungen ist er es gewohnt, sich mit den Gefühlen anderer zu beschäftigen. Jetzt, ohne eigenen Haushalt, muss er sich um fast gar nichts mehr kümmern. „Ich bin frei wie ein Vogel, und das fühlt sich fantastisch an: wenig haben, viel leben.“ Wieland nimmt sich Zeit zum Beobachten und Reflektieren. „Ich liebe diese Lebendigkeit, Leichtigkeit und Fröhlichkeit in den südostasiatischen Ländern. Es ist so ein komplett anderes Lebensgefühl“, sagt er und lässt sich davon inspirieren: Statt sich wie früher beim täglich laut und schräg Flöte spielenden Nachbarn zu beschweren, legt er den Drang, d