Willkommen im HOTEL KAKTUS

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NATUR

Nur ein Kaktus? Von wegen! Der Saguaro selbst erzählt in einer ungewöhnlichen Doku, wie er zum Gastgeber für Wüstentiere wird

HOCHBETT Virginia-Uhus haben sich im Kaktus häuslich eingerichtet
Der Gilaspecht nascht an den Blüten und hämmert die Zimmer fürs Hotel

Wer bereits Naturwunder im Grand Canyon filmte und dem Äthiopischen Wolf auf der Spur war, gerät normalerweise nicht so leicht ins Schwärmen. Yann Sochaczewski schwärmt trotzdem: „Wenn man in der Sonora-Wüste steht, zwischen all den mächtigen, bis zu zwölf Meter hohen Saguaro-Kakteen, hat man unweigerlich das Gefühl, von großen Persönlichkeiten umringt zu sein. Jeder dieser Kakteen ist einzigartig, keiner gleicht dem anderen. Und jeder hat seine eigene Geschichte zu erzählen.“

Rund 150 Drehtage brauchte der Naturfilmer, um eine solche Geschichte zu dokumentieren (siehe TV-Tipp Seite 14). Es sind die Erlebnisse eines 200 Jahre alten Kaktus in der heißen, trockenen und auf den ersten Blick unwirtlichen Sonora-Wüste. Der Saguaro gilt als Symbol dieser Region im Südwesten der USA, seine Blüte ist die offizielle Staatsblume von Arizona. Erlebnisse einer scheinbar leblosen Pflanze? Yann Sochaczewski lässt den Kaktus selbst erzählen – über die zahllosen Tiere, denen er in zwei Jahrhunderten begegnete.

Zimmer frei für anspruchsvolle Gäste

„Der Saguaro-Kaktus führt mehr als nur ein Pflanzenleben“, erklärt der Regisseur und Autor. „So wie ein Hotel verschiedenste Gäste beherbergt, von Geschäftsreisenden bis zu Urlaubern, so beherbergt der Saguaro ebenfalls eine bunte Mischung aus Wüstenbewohnern, die in dieser scheinbar stacheligen Kaktusfestung Zuflucht, Nahrung und Kinderstube finden.“ Flinke Ziesel, eine Gattung der Erdhörnchen, nehmen in seinem Schatten ein morgendliches Sandbad. Virginia-Uhus, die größten Eulen Amerikas, nutzen die mächtigen Arme des Saguaros als Aussichtspunkt und brüten in der Höhe. Im tiefsten Keller zwischen den Wurzeln wohnen Honigtopfameisen. Sogenannte Speichertiere hängen dort reglos von der Decke, voll mit Süßem für die ganze Krabblergemeinschaft. Spottdrosseln machen sich als Wächter nützlich. Ihr Warnruf schreckt alle Bewohner auf, falls sie Feinde wie etwa eine Gophernatter erspähen. Die gefürchteten Nesträuber nähern sich lautlos und lassen sich auch von den Kaktusstacheln nicht abhalten.

Im Keller hängen Honigtopfameisen, prall gefüllt mit flüssigem Gold
Regelmäßige Regenzeiten lassen die bis zu 45 Grad Celsius heiße Sonora-Wüste leben
Antilopenziesel fühlen sich sicher hinter den Stacheln
Dreharbeiten bei Nacht enthüllen, was die Gäste im Dunkeln treiben