Vom Mut, uns neu zu erfinden

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Warum fällt es uns so schwer, uns von der Vergangenheit zu lösen? Wie erschaffen wir ein Leben nach unseren Träumen? Christiane Schönemann hat Antworten bei dem Neurowissenschaftler Dr. Joe Dispenza gesucht – und viel über sich selbst herausgefunden

Meist braucht es eine Krise oder eine Krankheit, bis wir bereit sind, unser Leben zu verändern. In diesen intensiven Momenten wachen wir auf und erkennen nicht selten, dass etwas Entscheidendes fehlt. Mir wurde das nach einem Schlaganfall bewusst. Körperlich hatte ich alles gut überstanden, doch meine Seele litt. Diagnostiziert wurde eine PTBS – eine Posttraumatische Belastungsstörung, gar nicht unüblich nach einem traumatischen Erlebnis, wie es ein Schlaganfall häufig ist. Zwar habe ich seitdem einiges geändert, doch offenbar nicht genug. Denn vor ein paar Wochen erlebte ich einen Flashback – eine Panikattacke ausgelöst durch einen Computerabsturz. Kurz darauf folgte eine zweite: Um mich verschwamm alles. Mein Kopf war nur noch Schmerz. Ich wusste, es ist Zeit für einen radikalen Schnitt, und buchte einen Online-Kurs (Redesigning your destiny auf younity.com) mit dem Neurowissenschaftler Dr. Joe Dispenza. Er stellt innovative Techniken und Erkenntnisse aus der Hirnforschung vor, die helfen, uns aus den Fesseln unserer Emotionen und Muster zu befreien, um ein gesünderes, selbstbestimmtes Leben zu führen. Ein Konzept, dass mich überzeugt hat – Spiritualität, kombiniert mit Wissenschaft. Doch Dr Joe, wie ihn alle nennen, verlangt seinen Teilnehmern einiges ab: konsequentes Üben und die Bereitschaft, den Mut, sich selbst neu zu erfinden. Letzteres ist für mich an vielen Tagen kompliziert. Denn das heißt, klare Grenzen zu setzen. Loszulassen, was mir nicht mehr guttut. Es bedeutet schonungslose Ehrlichkeit mir selbst und anderen gegenüber.

Glaube nicht alles, was du denkst

Seit zwei Monaten arbeite ich mit Dr. Joes Meditationen, besuche einen mehrwöchigen Online-Kurs. Ich erfahre: Es gibt viele Menschen wie mich, die mehr vom Leben wollen. Menschen, die auf der Suche nach ihrem wahren Selbst sind. In der Neurowissenschaft nennt man dieses Konzept der Selbstfindung Metakognition, die Auseinandersetzung mit den eigenen kognitiven Prozessen wie Gedanken, Verhaltensweisen, Einstellungen. „Der Frontallappen nimmt 40 Prozent des Gehirns ein. Dort sitzt deine Selbstwahrnehmung. Du kannst dir anschauen und darüber nachdenken, was du so denkst. Dadurch könntest du deinen Seinszustand verändern. Einen Gedanken zu hegen, bedeutet jedoch nicht unbedingt, da