Es ist das Licht in der Dunkelheit. Die Kraft, die uns heilt. Und eine Liebe, die nie vergeht. Bodhicitta ist all das – und noch so viel mehr. Denn Bodhicitta steht für das erwachte Herz, das in jedem von uns schlägt. Der Schlüssel für diese universelle Kraft: Mitgefühl für alles, was ist
TEXT CHRISTIANE SCHÖNEMANN ILLUSTRATION SHUTTERSTOCK
BODHICITTA
Es heißt, dass die Götter einst überlegten, wo sie die größte Kraft des Universums verstecken sollten, damit der Mensch sie nicht finden könne, bevor er reif genug sei, diese verantwortungsvoll zu nutzen. Einer der Götter schlug vor, sie auf der Spitze des höchsten Berges zu verbergen, aber sie erkannten, dass der Mensch diesen erklimmen und die Kraft dort entdecken würde, bevor er dazu bereit sei. Ein anderer Gott wollte sie auf dem Grund des Meeres deponieren. Aber wieder kamen die Götter zu dem Schluss, dass der Mensch auch diese Region erforschen und die Kraft vorzeitig aufspüren würde. Schließlich sagte der weiseste Gott: Ich weiß, was zu tun ist. Wir verstecken sie im Herzen des Menschen. Er wird niemals dort danach suchen, bevor er die Reife besitzt, den Weg nach innen zu gehen. Damit erklärten sich alle einverstanden. Dort liegt sie noch immer und wartet darauf, dass wir sie in Besitz nehmen und weisen Gebrauch von ihr machen. Wir alle sind Reisende. Suchende. Manchmal kommen wir vom Weg ab. Verirren uns im Dschungel der Ablenkungen und Zweifel. Denn viele von uns haben vergessen, wer wir wirklich sind. Wir haben aufgehört, uns mit unserem Herzen auszutauschen. Und je schwerer die Zeiten sind, je dunkler die Gewitterwolken werden, die unser Leben überschatten, desto verzweifelter suchen wir nach etwas, das unser Leid, unsere Qualen lindern kann. Und genau das vermag Bodhicitta – es lehrt uns, in der Zartheit des Schmerzes Heilung zu finden. Bodhicitta kommt aus dem Sanskrit und bedeutet edles oder erwachtes Herz. In den alten Überlieferungen heißt es, dieser erwachte Herz-Geist sei in allen Lebewesen vorhanden.
Wir sind nicht allein
Heilung wird uns zuteil, wenn wir uns nach innen wenden. Nicht um vor unserem Schmerz zu flüchten, uns von ihm zu distanzieren, sondern um uns zu öffnen. Indem wir akzeptieren, was ist, unser Leid annehmen, ohne darin zu versinken, ebnen wir den Weg zur Verwandlung. Wir entdecken den weichen Kern in uns, und unser weises Herz erteilt uns eine der wichtigsten Lektionen unseres Seins: Der Schmerz, den wir in uns spüren, ist nicht nur unser eigener, es ist der Schmerz aller Lebewesen. Wir sind nicht allein
