Die Pforte zur Erleuchtung

8 min lesen

Die Vagina ist bis heute ein Mysterium. Wie sieht sie aus? Warum finden wir keine Worte für sie? Und warum wird sie so ungern gezeigt? Ein Blick in verborgene Tiefen

Die Vagina: In der chinesischen Philosophie des Tao wird sie als „Goldener Lotus“ bezeichnet. Im indischen Tantra ist sie die Pforte zur Erleuchtung. Für den Psychoanalytiker Sigmund Freud war sie „der letzte dunkle Kontinent“ und eine Art Prüfstelle für die Reife, genauer: ein Organ, das Frauen von Mädchen unterscheidet. Gemeinhin gilt sie als Zentrum der weiblichen Lust, als Teil der weiblichen Seele, als Metapher für das Leben. Welcher andere Körperteil – außer unserem Herzen – könnte solche Bilder oder Beschreibungen auf sich vereinen? Trotz alledem ist die Vagina der Teil des Körpers, über den nur verschämt oder gar nicht gesprochen wird. Rund 40 Prozent der Frauen im Alter von 16 bis 35 Jahren geben an, ihr Geschlechtsorgan nur zu umschreiben, beispielsweise mit den Worten „da unten“. Wohlgemerkt: Das sind die Jüngeren von uns. Da stellt sich doch die Frage: Warum fällt es uns leichter, über Jobprobleme zu reden als über ein Körperteil, der wie jeder andere zu uns gehört? Und wie konnte es dazu kommen, dass das Zentrum unserer Lust so in den Hintergrund unseres Bewusstsein gerückt ist? Was sagt das über uns aus – über unsere Weiblichkeit, über unsere Sinnlichkeit?

Sie ist der Ursprung der Welt

In der chinesischen Philosophie gibt es das Prinzip von Yin und Yang. Yin steht für das weibliche Prinzip, Yang für das männliche. Jeder und jede von uns trägt beide Anteile in sich. Beide sind gleich wertvoll und notwendig, um ein ausgewogenes Ganzes zu erhalten. Das weibliche Prinzip steht für die Kraft der Natur, die Intuition, die Gefühle, die Kreativität und das Leben selbst. Das männliche Prinzip steht für den Verstand, die Vernunft, die Logik, die Objektivität und das Trennende. Es ist die männliche Energie, die uns hilft, unsere Welt zu verstehen. Das männliche Prinzip ist wichtig, um unser Leben zu strukturieren und zu ordnen. In einer Zeit, in der es mehr Ungewissheiten als Gewissheiten gibt und Angst und Unsicherheit zu bestimmenden Gefühlen geworden sind, suchen wir – fast reflexartig – Zuflucht in unseren männlichen Wesensanteilen. Sie helfen uns, mit Verstand an die Dinge des Alltags heranzugehen, Probleme mit Logik zu bewältigen und im Job unsere Interessen durchzusetzen. Doch wir zahlen einen hohen Preis dafür, wenn die männliche Energie, und damit die Außenorientierung, zu stark wird. Denn ohne es zu bemerken, entfernen wir uns damit mehr und mehr von