„Narkoseist ein Riesengeschenkan die Menschheit“

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Prof. Bernd Böttiger, Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin der Uniklinik Köln, und die leitende Anästhesie-Pflegerin Neringa Willenberg erklären, wie eine NARKOSE abläuft – und warum manche Patienten gleich nach dem Eingriff nach der nächsten Narkose fragen …

„Narkosen sind ein Höchstmaß an individualisierter Medizin. Es gibt in unserer Klinik keine zwei Narkosen, die gleich sind.“

Geht es um das Thema Narkose, ist meist Angst das vorherrschende Gefühl. Angst, die Kontrolle zu verlieren. Angst, bleibende Schäden davonzutragen. Angst, mitten im OP wach zu werden. Angst, überhaupt nicht mehr aufzuwachen. Kaum etwas kann diese Ängste besser lindern, als ganz genau zu wissen, was während einer Narkose passiert. Wir haben mit zwei Experten gesprochen, die genau diese Wissenslücken schließen.

Es gibt nicht wirklich Patienten, die sich gerne narkotisieren lassen, oder?

Prof. Bernd Böttiger: Ich hatte mal einen Patienten, der ist aus der Narkose aufgewacht und hat sofort geschrien wie am Spieß. Alle Kollegen sind aus den Fluren zusammengelaufen. Ich erinnere mich heute noch an den fragend-vorwurfsvollen Blick des Operateurs. Der Patient wollte sich gar nicht beruhigen lassen. Als er nach drei bis vier Minuten endlich mit mir sprach, sagte er: „Ich hatte den schönsten Traum meines Lebens. Und Sie haben mich geweckt!“ Es gibt tatsächlich Mittel, die für extrem schöne Träume sorgen. Deshalb hat auch ein Kollege, den ich anästhesiert habe, zu mir gesagt: „Das war so toll. Das hätte ich jetzt gerne noch mal!“

Neringa Willenberg: Deshalb sind Patienten, die bereits eine Narkose erlebt haben und gute Erfahrungen damit gemacht haben, weil sie zum Beispiel nach der Operation auch gar keine Schmerzen hatten, häufig viel weniger ängstlich vor einem Eingriff, als Leute, die zum ersten Mal operiert werden.

Also sind die meisten Patienten schon ängstlich?

Neringa Willenberg: Ich glaube, es ist vor allem der Kontrollverlust während einer Narkose, der den Patienten die größten Probleme bereitet. Was mich jedes Mal besonders bewegt, ist, wenn ich merke, dass sich die Menschen vor einer Operation mehr Gedanken um ihre Angehörigen machen als um sich selbst. Ich muss ihnen dann oft versprechen, sofort die Familie anzurufen, sobald sie aus der Narkose erwacht sind. Diese Information gebe ich dann an die Kollegin im Aufwachraum weiter.

Und wie gelingt es Ihnen, den Patienten ihre Bedenken zu nehmen?

Neringa Willenberg: I

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