Der Gott des günstigen Augenblicks

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Liebe Leserinnen und liebe Leser!

Im Griechischen gibt es zwei verschiedene Worte für Zeit, nämlich „Kronos“ und „Kairos“. Kronos umfasst den (bis heute „chronologisch“ genannten) Ablauf der Zeit, den wir mit Uhr und Kalender messen. Man könnte sagen: Kronos beschreibt die Quantität unserer Zeit. Im Gegensatz dazu gibt es den Begriff Kairos. Er beschreibt einen flüchtigen, wertvollen Moment, sozusagen die Gunst der Stunde. Oder anders ausgedrückt: Kairos steht für die Qualität der Zeit.

In der griechischen Mythologie gibt es den wenig bekannten Gott Kairos. Er gilt als jüngster Sohn des Zeus und wurde in Olympia als Gott des günstigen Augenblicks verehrt. In der griechischen Kunst wurde er mit einem kahlen Hinterkopf und einer längeren Locke vorn an der Stirn dargestellt.

Der Dichter Poseidippos verfasste diese Zeilen: Warum beschäftigen wir uns gerade jetzt mit einem griechischen Gott, der vor mehr als 2 000 Jahren verehrt wurde? Nun, ein neues Jahr beginnt, und wir alle machen uns Gedanken, was es uns bringen mag. Was es Gutes oder auch Herausforderndes für uns bereithält.

Wie also wäre es, wenn wir zukünftig öfter als bisher auf den Gott Kairos schauten? Wäre es denkbar, dass wir die Zeit nicht länger nur messen, einteilen und hinter uns lassen, sondern nach den besonderen Momenten Ausschau halten und ihr so mehr Tiefe verleihen? Womöglich wartet eine neue spannende Aufgabe auf uns. Oder jemand braucht dringend unsere Hilfe. Vielleicht können wir ein vor langer Zeit versiegtes Gespräch wieder aufnehmen, eine alte Freundschaft erneuern, einen ungelösten Konflikt endlich beilegen. Also: A

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