Warum ausgerechnet Finnland?

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Es gibt ein Land, da sind die Menschen unheimlich glücklich, sehr gesund und auch sonst führen sie ein ziemlich gutes Leben. DAS GEHEIMNIS IHRER WIDERSTANDSKRAFT? Die Antwort hat nur vier Buchstaben: S-I-S-U. Zwei Expertinnen verraten Good Health, was das ist

TEXT JULIA BÖHME

FOTOS JUKKA RAPO; ADOBE STOCK (2); GETTY IMAGES; STOCKSY; PLAINPICTURE (2); ISTOCKPHOTO ILLUSTRATIONEN SHUTTERSTOCK

Wer in die Welt hinauszieht, um das Glück zu finden, sucht es doch recht oft an Orten, die Wärme und Sonnenschein verheißen. Anders Katja Pantzar. Die kanadische Journalistin mit finnischen Wurzeln kehrt auf ihrer Glückssuche genau dorthin zurück: nach Finnland. Ein Land, so karg wie es groß ist: Tausende von Seen, riesige Waldgebiete und Einöde – in Europa zählt es zu den am dünnsten besiedelten Gebieten. Und doch leben dort laut zahlreicher Studien die glücklichsten und zufriedensten Menschen der Welt: Ihre Lebenserwartung zählt mit zu den höchsten, die Umstände sind die sichersten und stabilsten im internationalen Vergleich, nirgends gibt es so wenig Ungleichheit zwischen Mann und Frau. Fast in allen Kategorien sind die Finnen Spitzenreiter. Was ist das Geheimnis der Menschen, die Winter überstehen, die manchmal von Oktober bis April gehen, und in denen es nie wärmer als Minus 14 Grad Celsius wird? „Die Finnen haben eine einzigartige Kultur der Resilienz, die mich von einer kraftlosen, passiven Person, die Angst vor Neuem hat, in jemand verwandelt hat, der sich körperlich und psychisch stärker fühlt“, sagt Katja Pantzar. Die Finnen haben Sisu – und was das ist, wo es sich genau versteckt und wie wir Nicht-Finnen es ebenfalls erlangen, erklären Katja Pantzar und die finnische Sisu-Forscherin Emilia Lahti exklusiv in Good Health.

Die finnische Antwort auf Resilienz

„Zum ersten Mal begegnet mir der Begriff, als ich in meinem zweiten Winter in Finnland mit dem Winterradfahren anfange. Den frostigen Temperaturen und Schnee trotzend, beobachtet mich ein Nachbar dabei, wie ich mein Rad in den Hof schiebe, und sagt: »Olet sisuska!« Was soviel heißt wie: »Du hast Mumm«, und ich nehme es als Kompliment, dass ich Sisu habe, weil ich mich körperlich anstrenge bei schwierigen Wetterbedingungen“, erinnert sich Katja Pantzar. Sisu ist eines dieser unübersetzbaren Wörter, in keiner Sprache gibt es eine wirklich passende Entsprechung – dabei kennen die Finnen diesen Begriff bereits seit etwa 500 Jahren. Seinen Ursprung hat er in einer Zeit, als Finnland unter der Fremdherrschaft von Schweden war, die finnische Identität mit ihrer eigenen Sprache und Kultu

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