AUFSPALTUNGEN Der italienische Großaktionär MFE macht Druck und fordert Fokus aufs Kerngeschäft und Abspaltung von Randaktivitäten. Dass dies für Aktie und Unternehmen ein Befreiungsschlag sein könnte, zeigen Beispiele anderer Konzerne
Showtime in Unterföhring: Der Medienkonzern ProSieben-Sat.1 steht möglicherweise vor einem der größten Einschnitte in seiner Unternehmensgeschichte: Auf der Hauptversammlung am 30. April strebt der italienische Großaktionär Media for Europe (MFE) der Unternehmerfamilie Berlusconi einen Beschluss zur Aufspaltung des TV-Konzerns aus Unterföhring bei München an.
Demnach soll sich ProSiebenSat.1 künftig auf das Kerngeschäft Fernsehen/Unterhaltung fokussieren. Die in den vergangenen Jahren angehäuften „Randaktivitäten“ Dating (mit dem Portal Parship) und E-Commerce (mit dem Parfümerieshop Flaconi, dem Vergleichsportal Verivox und dem Erlebnisunternehmen Jochen Schweizer) sollen abgespalten und separat an die Börse gebracht werden.
Diese Zäsur könnte nach Einschätzung von Analysten auch für den Aktienkurs von ProSiebenSat.1 den lange erwarteten Befreiungsschlag bringen. Mit der Separierung will MFE außerdem eine Übernahme des Kerngeschäfts von ProSieben-Sat.1 vorbereiten.
In einer am vergangenen Donnerstag veröffentlichten Pressemitteilung kritisierte MFE, dass der Pro-SiebenSat.1-Vorstand wiederholt seine Absicht zur Separierung der Segmente geäußert, „aber bislang keine wesentlichen Fortschritte erzielt“ habe.
Germany’s next Topkonzern
Durch die Zusammenfassung sehr unterschiedlicher Aktivitäten werde ProSiebenSat.1 bislang mit einem Konglomeratsabschlag an der Börse bewertet. Dieser könne durch die Abspaltung und eine separate Börsennotiz der beiden Geschäftsbereiche vermieden werden, heißt es in der MFE-Mitteilung weiter. Die Italiener wollen einen Experten für Fusionen und Übernahmen in den Aufsichtsrat entsenden.
Auch vonseiten des Aufsichtsrats stieg zuletzt der Druck auf den Vorstand von ProSiebenSat.1. Aufsichtsratschef Andreas Wiele hatte sich in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ für eine Fokussierung auf das Fernsehgeschäft (klassisches TV und Streaming) ausgesprochen. „Ein Mischkonzern, der in vielen Bereichen
tätig ist, hat noch nie funktioniert – vor allem nicht im Mediengeschäft“, sagte Wiele. „Wir machen das Unternehmen so attraktiv wie möglich für alle Investoren“