Zwischen Kaufrausch und Käuferstreik

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E-COMMERCE Die Umsätze sinken, und jetzt greifen auch noch die Chinesen in großem Stil an: Womit der deutsche Onlinehandel kämpft und wo seine Chancen liegen

Fotos: CHROMORANGE/picture alliance/dpa, Zalando, Elpisterra/Shutterstock
1,4 Billionen Euro soll der E-Commerce bis 2028 weltweit zulegen auf dann 4,8 Billionen.

Mit einem Klick schnell bestellen und dann die Langsamkeit entdecken –dieses Prinzip hat einen Namen: Temu. Bis zu 20 Tage kann es dauern, bis die Waren der chinesischen Shopping-Plattform eintreffen, schließlich werden sie aus deren Heimatland verschifft. Das scheint etliche Kaufwillige aber keineswegs abzuschrecken. 26 Prozent der Deutschen haben laut einer Umfrage des Marktforschungsunternehmens Appinio schon einmal bei Temu bestellt. Geschätzte 200 000 Pakete aus China kommen Tag für Tag hierzulande an.

Dabei ist Temu erst seit April 2023 auf dem deutschen Markt aktiv. Dennoch gilt die Plattform bereits als Amazon-Rivale. In der Ranglist e der Online-Marktplätze in Deutschland rangieren die Chinesen auf Rang 4nach Amazon, Ebay und Otto und noch vor Mediamarkt oder Zalando. Ihre Preise sind unschlagbar günstig – Sneakers für 11,76 Euro, Kinderpullis für 6,14 oder ein Hundebett für 5,19 –, die Qualität darf bezweifelt werden. Möglich macht das die Tatsache, dass es keine Zwischenhändler gibt, die Waren kommen direkt von den chinesischen Herstellern.

Mit denen schließen die Kunden auch den Kaufvertrag ab. Temu ist lediglich der Vermittler und gibt keine Garantie „für die Leistung oder das Verhalten von Verkäufern“, wie es in den Nutzungsbedingungen heißt. Das bedeutet auch, dass deutsche Gebrauchsanweisungen ebenso selten sind wie die Einhaltung hiesiger Sicherheitsstandards. Produkthaftung existiert nicht. Die Verbraucherzentrale sieht sich genötigt, vor Einkäufen bei Temu zu warnen. „Die Liste der Produktfehler ist lang. Jeder Fehler kann zu tragischen Folgen führen“, heißt es. Und zu Kosten, auf denen der Kunde sitzen bleibt, gilt er doch als Importeur der Ware.

Hauptsache billig

Hinter dem Shoppingkanal steht der chinesische Internetriese Pinduoduo. Das 2015 gegründete Unternehmen, an dem unter anderem Tencent beteiligt ist, macht sein Geschäft in der Heimat vor allem mit Gruppeneinkäufen. Dabei schließen sich Konsumenten zu Teams zusammen, um möglichst niedrige Preise zu erzielen.

Temu, Zalando, Amazon – drei Player im E-Commerce: Die Umsätze sind 2023 gesunken, doch es gibt wohl erste Lichtblicke beim Konsum

Günstig einkaufen, das ist der rote Faden im E-Commerce. Das funktioniert bei Temu ebenso wie beim ebenfalls chinesischen Billigmodehändler Shein. Beide haben offenbar eine neue Zielgruppe erschlossen – Menschen, für die das Shopping-Erlebnis selbst mehr zählt als Qualität, von Nachhaltigkeit gar nicht zu reden. Aber

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