Profit mit Betrug und Missmanagement

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LEERVERKÄUFER Neben aktivistischen Investoren tragen auch Shortseller zur Markthygiene bei. Ein schwieriges Geschäft – doch auch 2023 gab es wieder spektakuläre Erfolge

100 Prozent Gewinn für Shortseller: Die Signature Bank wurde im März 2023 geschlossen

Sie haben den Ruf, die Aasgeier und Hyänen der Börsenwelt zu sein: Leerverkäufer. Dabei ist ihre Funktion oft ähnlich wie die von aktivistischen Investoren (siehe €uro am Sonntag 03/2024). Vor allem aktivistische Leerverkäufer tragen, wenn sie ihren Job gewissenhaft machen, zur Markthygiene bei. Aktivistische Leerverkäufer setzen im Gegensatz zu aktivistischen Investoren jedoch nicht auf unterbewertete Aktien. Sie glauben auch nicht an Besserung. Sie greifen öffentlich an – und bestenfalls kollabiert das angeprangerte Unternehmen. So geschehen im Frühjahr 2023 bei der Signature Bank. Das US-Finanzinstitut hatte viele Kreditgeschäfte mit der Kryptoszene laufen. James Block, ein 31 Jahre alter Krankenhausarzt, der als Hobby einen Finanzblog mit rund 20 000 Abonnenten betreibt, wurde misstrauisch. „Ich habe gesehen, wie unvorsichtig sie waren, mit wem sie Geschäfte machten, mit der Geldmenge, die sie hielten, die Menge an unversicherten Einlagen, die sie hatten“, sagte Block laut Bloomberg. Bereits im Januar 2023 schrieb Block negativ über die Signature Bank in seinem Blog Dirty Bubble Media. Zwei Monate später war die Bank tatsächlich am Ende.

Block, der auch half, die Unstimmigkeiten bei Sam Bankman-Frieds Kryptounternehmen FTX und Alameda aufzudecken, landet damit auf Platz 1 einer Liste des Analysehauses Breakout Point. Auf dieser werden die erfolgreichsten Short-Kampagnen aufgezählt. In der Liste steht Block dieses Jahr noch vor prominenten Namen wie Fraser Perrings Viceroy Research (Steinhoff, Wirecard) und Nathan Andersons Hindenburg Research.

Hindenburg wurde bekannt durch das Aufdecken des Betrugs bei Nikola 2020. Der Truckhersteller hatte ein Video veröffentlicht, auf dem ein Fahrzeug zu fahren schien. Tatsächlich rollte es lediglich einen Berg hinunter.

Trotz spektakulärer Einzelfälle: Insgesamt ist die Zahl der aktivis- tischen Leerverkäufer-Kampagnen laut Diligent Market Intelligence seit Jahren rückläufig. Das dürfte unter anderem daran liegen, dass das Geschäft der Überzeugungstäter relativ schwierig ist. Leerverkäufer mit einem aktivistischen Ansatz arbeiten oft wie Detektive – und setzen meist nicht nur auf einen kurzfristigen Kurseinbruch. Dementsprechend hoch ist ihr Risiko: Eine Aktie kann bekanntlich unendlich steigen, aber nur auf null fallen. Der maximale Gewinn bei einer leerverkauften Aktie beträgt 100 Prozent. Gegen ausufernde Verluste helfen nur Stopps (oder der Einsatz von Derivaten).

Das Risiko ist mehr als theoretischer Natur: Krypto-Manie, Meme-Aktien und die Tesla-Fangemeinde haben in den vergan

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