Shopping-Frust

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Wo ist bloß das Einkaufserlebnis geblieben?

FOTO Amanda Martín-Dombrowski TEXT Ulrike Zeitlinger-Haake

Hochflorige Teppiche, Luxusartikel und glänzende Regale – in den großen Kaufhäusern hatte man sofort das Gefühl: Hier ist die Welt noch in Ordnung

Früher habe ich Postkarten aus dem Urlaub geschrieben, heute lade ich eine Story bei Instagram hoch. Ich war ewig nicht im Kino, sondern streame lieber zu Hause bei einem Glas kühlem Grauburgunder. Und: Ich gehe nur noch selten bummeln. Was ich extrem schade finde. Früher gab es nichts Besseres, als sich mit Freundinnen in der Stadt zu verabreden. Gemütlich durch Fußgängerzone und Einkaufsstraßen schlendern, sich von einem Laden zum nächsten treiben lassen. Hier eine Kleinigkeit kaufen, dort was „zurücklegen lassen“, weiter zur Parfümerie und Düfte ausprobieren, bis man uns auf 200 Meter Entfernung riechen konnte. Danach noch auf ein Glas Sekt – ein perfekter Samstagnachmittag. Heute trinken wir unseren Tall Soy Milk Latte in der Mittagspause bei Starbucks, während wir auf dem iPhone schnell ein T-Shirt bei H & M und Socken bei Amazon ordern. Ich gebe zu: Für all die Kleinigkeiten gibt es nichts Besseres und Praktischeres als Online-Shopping! Wie viel Emotion kann denn in einem T-Shirt oder Tennissocken stecken? Eben.

Aber ich finde: Für die besonderen Dinge, die, die uns ans Herz gehen, wie das Kleid für die nächste Party, High Heels, die „All I ever wanted“-Bag oder Schmuck – für die will man persönlich unterwegs sein! Wenn ich mir etwas wirklich Besonderes gönnen will, dann muss das ganze Einkaufserlebnis stimmen.

Dann will ich immer noch durch die Boutiquen und Luxuskaufhäuser schlendern, vorbei an üppig dekorierten Schaufenstern, die selbst Küchenutensilien begehrenswert erscheinen lassen, um schließlich über einen dicken, flauschigen Teppich in das Shopping-Paradies zu schreiten und sofort das Gefühl zu bekommen: Hier ist die Welt noch in Ordnung. Verspiegelte Wände, poliertes Holz, in Messing gefasste Vitrinen, gute Beleuchtung. Es riecht nach Feigen, Vanille und einem Hauch Amber. Das Personal sieht aus wie einem Fashion-Commercial entstiegen und umsorgt mich mit Rat und einem Glas Pellegrino. Und mein Traumteil wird am Ende in Seidenpapier eingeschlagen, in eine mit Logo geprägte Box gepackt, die wiederum in eine hübsc

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