Der digitale Euro: ein falscher Fuffziger?

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DIGITALWÄHRUNG

Europa stellt die Weichen für ein eigenes Digitalgeld. Doch das Projekt wird vor allem in Deutschland skeptisch betrachtet. Viele Kritiker halten es für überflüssig. Auch gibt es Befürchtungen, dass es nur dazu dient, das Bargeld zu verdrängen

FOTO: BUNDESBANK / Nils Thies

Es war einer der größten Flops in der Geschichte der sozialen Medien. Im Sommer 2019 schockierte Facebook-Boss Mark Zuckerberg die Finanzwelt mit seinem Plan einer digitalen Währung namens Libra. Das Kryptogeld sollte an die wichtigsten Weltwährungen gebunden werden und somit nicht als Spekulationsobjekt dienen, sondern zu einem äußerst stabilen digitalen Konkurrenten des klassischen Notenbankgelds werden.

Gut zwei Jahre später war der Spuk vorbei. Die Politik in den USA und Europa hatte Zuckerbergs Elan mit strengen Regulierungsauflagen gebrochen, wichtige Partner wie Visa und Paypal verließen das sinkende Schiff. Doch die Europäische Zentralbank (EZB) empfand den gescheiterten Libra-Plan als Weckruf. Weil die Währungshüter nach eigenem Bekunden befürchteten, auch nach dem Ende der Libra könnten wertstabilisierte Stablecoins aus privater Hand Europas Souveränität unterminieren, setzten sie ein eigenes Projekt aufs Gleis: den digitalen Euro.

Der digitale Euro rückt näher

Im Herbst 2021 startete eine zweijährige Untersuchungsphase, die – wie alle nachfolgenden Phasen – vom Eurosystem gestaltet wird. Zum Eurosystem gehören neben der EZB die nationalen Zentralbanken der 20 Staaten des Euro-Raums.

Seit 1. November 2023 läuft nun die sogenannte Vorbereitungsphase, in der die Eigenschaften und Anforderungen, die in der Untersuchungsphase festgelegt wurden, getestet und verbessert werden.

Die EZB rechnet mit einer Einführung des digitalen Euros in frühestens zwei Jahren, wahrscheinlicher ist aber das Jahr 2028.

Voraussetzung dafür ist nicht nur der zufriedenstellende Abschluss der Entwicklungsphasen, sondern auch der politische Wille in der EU. Dazu bedarf es eines Rechtsakts, für den die EU-Kommission schon im vergangenen Juni die Weichen gestellt hat. Der Legislativprozess und die Vorbereitungsphase laufen also parallel, um bei positiven Entscheidungen möglichst schnell ans Ziel zu kommen.

Christine Lagarde, die Präsidentin der EZB, rührt schon jetzt die Reklametrommel für das geplante Digitalgeld. „Wir sehen einen digitalen Euro als eine digitale Form von Bargeld, mit der sämtliche digitalen Zahlungen kostenlos möglich sind die die höchsten Datenschutzstandards erfüllt. Ein digitaler Euro würde parallel zum physischen Bargeld bestehen, das stets verfügbar sein wird, sodass niemand zurückgelassen wird.“

Digitalexperimente in Frankfurt Die Europäische Zentralbank arbeitet am Konzept für einen digitalen Euro und
FOTO: ECB / ROBERT METSCH

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