Ganz normale Widersprüche

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AUSBLICK

BÖRSE IM FEBRUAR

AKTIEN Die Aktienrally hält weiter an – in den USA, in Europa, in Japan –, obwohl der eine oder andere Indikator zur Vorsicht mahnt. Zu tun hat dies wiederum mit der Inflationsentwicklung

Divergenzen sind eigentlich eine feine Sache. Rein theoretisch. Was wäre eine Diskussion ohne abweichende Meinungen? Schlicht lang weilig. An der Börse ist das ähnlich — aber auch anders. Hier kommt es ebenfalls ab und an zu Divergenzen, wenn Kurse und bestimmte Indikatoren auseinanderdriften. Auf kurze Sicht ist das unproblematisch. Längerfristig könnten Divergenzen aber ein Warnsignal für eine Trendwende sein. Bei aller Vorsicht. Fakt ist jedenfalls: Aktuell haben wir es mit recht vielen Divergenzen zu tun.

Das beste Beispiel liefert hierzu die Wall Street. Hier klettert seit Jahresanfang zwar der breite Leitindex S&P 500 von Allzeithoch zu Allzeithoch, gleichzeitig aber — Vorsicht, jetzt wird es technisch — wird das von der Advance Decline Line nicht bestätigt. Im Klartext: Die Anzahl der steigenden Aktien hält da nicht recht mit, immer weniger Einzelwerte erreichen ebenfalls ein neues Allzeithoch. Oder noch mal anders formuliert: Es fehlt dem Rekordanstieg etwas an Breite. Und damit nicht genug: Eine weitere Divergenz gibt es zur Entwicklung am Anleihemarkt. Dort passt nicht zur Aktienrally, dass parallel dazu die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen zuletzt deutlich gestiegen ist. Und wie man weiß, sind bessere Zinsen immer auch eine attraktive Alternative für Aktienanleger.

Die dritte Divergenz sieht man an der Entwicklung des Dollar. Historisch gesehen ist der Dollar-Index invers zum Index, zum S&P 500, korreliert. Der Dollar sollte also eher nachgeben, wenn es am Aktienmarkt kräftig nach oben geht. Aktuell ist aber das Gegenteil der Fall. Wie besorgt sollten Anleger also sein angesichts dieser sich mehr oder weniger widersprechenden Entwicklungen?

Kaum Fortschritte beim Rückschritt ...

Dass die Renditen zuletzt wieder so stark gestiegen sind, liegt auch an den zurückgekehrten Inflationssorgen. Die US-Teuerungsrate ging zwar von 3,4 auf 3,1 Prozent zurück, dieses Minus fiel aber deutlich geringer aus als erwartet wurde. Außerdem stagniert die Kernrate — ohne die Preise für Lebensmittel und Energie — bei 3,9 Prozent. Letztlich gibt es also seit vier Monaten kaum „Fortschritte beim Rückschritt“, wie es in einer Analyse der LBBW nicht uncharmant heißt.

Die Entwicklung der Inflation ist eben keine Einbahnstraße, und dass das Risiko von Verzögerungen auf dem

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