Geflügel Mehr Empathie fürs Federvieh

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Geflügel wird in Deutschland gern gegessen. Das magere Fleisch hat in den vergangenen Jahren deutlich an Beliebtheit gewonnen. Schön wäre, wenn sich mehr Menschen dafür interessierten, wie die Tiere aufgewachsen sind, findet Birgit Schumacher. Denn nur dann wird sich etwas an den Haltungsbedingungen ändern.

FOTO UND ILLUSTRATION: JACQUELINE ANDERS, ANDRII_OLIINYK | adobestock

Die Gans hat es bei uns am besten. Zum einen steht sie nicht allzu oft gebraten auf dem Tisch: Traditionell wird sie nur im November als Martins- oder im Dezember als Weihnachtsgans gegessen. Zum anderen ist in Deutschland bei Gänsen die Freilandhaltung weit verbreitet. Über Monate dürfen die Vögel nach draußen auf die Wiese und langsam wachsen. Doch 85 Prozent des hierzulande verspeisten Gänsefleischs kommen aus anderen Ländern, vor allem aus Polen und Ungarn. Dort sehen die meisten Tiere nur selten eine grüne Weide, sondern werden im Rekordtempo von zehn bis 16 Wochen mit Kraftfutter auf ihr Schlachtgewicht gebracht. „Frühmastgans“ oder „Junggänsemast“ heißt das dann geschönt – und dieses Fleisch ist deutlich preiswerter.

Vorgeschrieben ist die Freilandhaltung von Gänsen allerdings auch in Deutschland nicht. Weder für Gänse noch für Enten gebe es bundesweite gesetzliche Regelungen zur Haltung, kritisiert der Deutsche Tierschutzbund. Hohe Besatzdichten, kein Auslauf an der frischen Luft, keine echten Bademöglichkeiten, also keine Chance für die Wasservögel auf ein artnatürliches Verhalten wie Schwimmen, Gründeln und die damit verbundene wichtige Gefiederpflege. Stattdessen zählt auch hier die rasche Gewichtszunahme. Die Mastperiode bei Pekingenten dauert nicht mal zwei Monate.

Am liebsten Hähnchenfleisch

Enten und Gänse machen allerdings nur einen Bruchteil des deutschen Geflügelbestandes aus. Nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums werden in Deutschland hauptsächlich Legehennen und Masthühner gehalten – mit über 159 Millionen Tieren stellen sie 90 Prozent des Geflügelbestandes. An zweiter Stelle mit rund 11,5 Millionen Tieren steht das Truthuhn, das im Handel als Pute vermarktet wird. Die Entenhaltung mit zwei Millionen Tieren belegt Platz 3. vgl. unseren Artikel in BIO 2/21

Ob als Streifen auf dem Salat, als Hauptzutat im Chicken-Curry oder als halber Broiler im Biergarten: Anders als das sogenannte rote Fleisch von Rind und Schwein gilt das weiße Hähnchenfleisch als einigermaßen gesund, da es fettarm und proteinreich ist. Der Pro-Kopf-Verbrauch an Hähnchenfleisch liegt nach den Berechnungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) derzeit bei 15,6 Kilogramm pro Jahr.

Die Mastdauer von Hähnchen beträgt nur zwischen 30 und 40 Tagen, dann werden die Tiere geschlachtet. In der ökologischen Hähnchenmast haben die Vögel immerhin etwa 70 Tage Zeit, Gewicht zuzulegen. Pro Betrieb leben in Deutschl