„Nehmen Sie Schlafstörungen möglichst gelassen!“

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INTERVIEW

Eigentlich ist der Mensch natürlich auf Schlaf programmiert, damit sich Körper, Geist und Seele erholen können. Trotzdem finden viele schlecht in den Schlaf oder wachen müde und zerschlagen auf. Die Neurologin und Schlafspezialistin Dr. Gwendolyn Böhm erklärt, wie wir speziell im Herbst für ausreichenden, wohltuenden Schlaf sorgen können.

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Warum ist Schlaf so wichtig für meine Psyche?

Schlaf ist wichtig zur körperlichen und seelischen Regeneration: Während des Schlafs werden emotionale Erlebnisse verarbeitet, wird Gelerntes im Gedächtnis ab- beziehungsweise umgespeichert. Dauerhaft zu wenig oder nicht erholsamer Schlaf führt zu Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Antriebsminderung, Reizbarkeit und Labilität – Symptome, die auch bei Depressionen auftreten.

Wie verändert sich nach dem Sommer unser Schlafverhalten? Können wir jetzt schon dem Winterblues vorbeugen?

Die intensivere Sonneneinstrahlung im Sommer unterdrückt die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin. Vor allem hierdurch sinkt der Schlafbedarf und im Durchschnitt schlafen wir im Sommer circa eine Stunde weniger als in den dunklen Monaten. Dem Winterblues kann man entsprechend entgegenwirken, indem man sich möglichst intensivem Licht aussetzt. Jeden Tag sollten wir mindestens eine halbe Stunde im Tageslicht verbringen und auf ausreichend Bewegung achten. Unterstützend kann man sich eine Tageslichtlampe zulegen, die man beispielsweise morgens während des Frühstücks wirken lässt. Ihre Intensität sollte zumindest 10.000 Lux betragen, Immerhin verkaftet unser Organismus die Zeitumstellung im Herbst besser als im Frühjahr, wenn eine Stunde Schlaf fehlt.

Wie beeinflusst meine Stimmung meinen Schlaf?

Insbesondere starke innere Anspannung und anhaltende Belastung führen zu einem Anstieg des Stresshormons Cortison im Blut. Dadurch kann die Schlafqualität beeinträchtigt werden. Übrigens passiert das auch, wenn Menschen mit chronischen Schlafstörungen sich viele Sorgen machen über ihre schlechte Schlafqualität.

Menschen, die zu Schlafstörungen neigen, für die sich keine körperliche Ursache finden lässt, sind häufig tendenziell perfektionistisch, sehr leistungsbereit und verzeihen sich schwer Fehler. Sie möchten immer alles geben können. Entsprechend schneller geraten sie auch unter Druck, wenn es mit dem Schlaf mal nicht so klappt. Diese Menschen kann ich aber etwas beruhigen: Erstens schläft man meistens mehr, als man denkt, zweitens kann man einzelne Nächte mit weniger Schlaf auch gut kom