Leben mit Lipödem

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Kräftige Oberschenkel, eine dellige Haut und ständig Schmerzen – ein Lipödem ist eine chronische Fettverteilungsstörung, die häufig mit Cellulite oder Adipositas verwechselt und erst nach vielen Jahren diagnostiziert wird. Claudia Rieß erklärt, woran man ein Lipödem erkennt und welche Therapien wirklich helfen, um besser mit der Krankheit zu leben.

FOTO: Michaela Kern

Caroline Sprott fuhr früher viel mit dem Zug. Eines Tages bemerkte die damals 20-jährige Frau gegen Abend starke Schmerzen in den Beinen, die sie vorher so noch nie verspürt hatte. „Auch in die Hocke zu gehen, war beschwerlich“, erklärt sie heute, 13 Jahre später. Die Schmerzen in den Beinen blieben, es kamen allmählich Schwellungen dazu und der Umfang der Beine wuchs. Caroline suchte ihren Hausarzt auf, der sie direkt in die Gefäßklinik überwies. Dort wurde ein Lipödem diagnostiziert – eine chronische Unterhaut-Fettgewebsvermehrung, die vor allem an den Beinen und den Hüften auftritt und überwiegend Frauen betrifft. Im Vergleich zu ihren kräftigen Beinen und breiten Hüften haben die Betroffenen meist einen schmalen Oberkörper. Nicht selten unterscheiden sich die Größen von Shirts und Hosen deutlich.

Stigmatisierung und starke Schmerzen

Viele Frauen mit Lipödem schämen sich für ihren Körper, denn trotz Body- Positivity-Bewegung und Plus-Size-Models bekommen sie von ihrer Umwelt nicht selten abwertende Äußerungen zu hören – was zu psychischen Problemen führen kann. Darüber hinaus sind die chronischen Fettansammlungen mit starken Schmerzen verbunden. Die Schwellungen und Schmerzen entstehen dadurch, dass sich zwischen den Fettzellen Ödeme bilden. Diese Wassereinlagerungen drücken auf das umliegende Gewebe, sodass es vor allem nach langem Stehen zu Spannungs-, Druck- und Berührungsschmerzen kommt. Zudem besteht die Neigung zu blauen Flecken (Hämatome) und selbst ein liebevolles Streicheln kann mitunter extrem schmerzhaft sein. Die Beschwerden lassen sich zwar behandeln und lindern, die Erkrankung geht aber nie ganz weg. „Als ich die Diagnose erhielt, waren Heulkrämpfe an der Tagesordnung“, erinnert sich Caroline Sprott. Als das Lipödem auch an den Armen begann, bekam sie Panik. „Es fühlte sich so machtlos an, Schmerzen zu haben und zu wissen, dass einen das Lipödem ein Leben lang begleiten wird“, sagt sie. Man wusste damals noch nicht viel über die Krankheit und auch medial wurde das Lipödem kaum thematisiert.

Das sind die Ursachen

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