Warum Berührungen so wichtig sind

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Der Tastsinn

In den Arm nehmen, streicheln, Nähe spüren: Berührungen prägen unsere Entwicklung von Geburt an. Es lohnt sich ein bewusster Blick darauf, was bei angenehmem Hautkontakt in unserem Körper passiert und warum er für unser Leben so wichtig ist. Denn Kuscheln tut nicht nur der Seele gut, sondern stärkt auch das Immunsystem und senkt den Blutdruck.

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Ein warmer Sommerwind, der sanft über die Haut streicht, ein inniges In-den-Arm-genommen-Werden, das freundliche Schulterklopfen der Kollegin, das eigene Streicheln des Bauches, wenn es etwas drückt – Berührungen können beruhigen, entspannen, wohltun, elektrisieren. Sie geben Trost, Sicherheit, Liebe und das Gefühl, mit anderen Menschen verbunden zu sein. Dabei bieten sie aber nicht nur emotionalen Halt, auch die geistige und körperliche Gesundheit profitieren von als positiv empfundenem Hautkontakt. Verantwortlich dafür ist unser Tastsinn – dafür könnten wir ihm ruhig etwas mehr Aufmerksamkeit schenken.

Streicheln stärkt die Bindung

Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten – das sind die klassischen fünf Sinne des Menschen. Während oder nach einer Coronaerkrankung konnten viele über eine lange Zeit weder schmecken noch riechen, durch einen Unfall verlieren Menschen das Augenlicht oder das Gehör, manche werden auch blind oder taub geboren. Aber ohne den Tastsinn ist noch niemand auf die Welt gekommen. Von unseren Sinnen entwickelt sich das Wahrnehmen über die Haut als erster. Noch im Mutterleib, schon ab der sechsten Schwangerschaftswoche, wenn der Embryo erst die Größe eines Gummibärchens hat, nimmt er Berührungen über die Lippen wahr. Durch das Umspülen der Haut von warmem Fruchtwasser fühlt das Baby Geborgenheit, es lutscht am Daumen, spielt mit der Nabelschnur. Und: Es spürt sogar die Streicheleinheiten seiner Mutter. Wenn das Kleine im Bauch munter tritt und die Mutter sanft über ihren Bauch streicht, hört das Baby sofort mit den Tritten auf – ob aus Neugierde oder als Folge der Beruhigung durch das Streicheln, ist nicht bekannt. Was Forschungen aber beweisen konnten, ist, dass diese Liebkosungen von außen die Bindung der Eltern zum Fötus schon im Bauch stärken können.

Urvertrauen durch Hautkontakt

Es sind Berührungen, mit denen wir zunächst die Welt um uns herum wahrnehmen. Rund 20 Millionen Sinneszellen befinden sich in unserer Haut, besonders dicht sitzen sie an Zunge, Lippen und Fingerkuppen. Daher verwundert es nicht, dass Babys erst einmal alles, was sie in die Hände bekommen, in den Mund wandern lassen. Genauso wichtig wie das aktive Ertasten der Umwelt ist das Kuscheln und In-den-Arm-genommen-Werden für ein Neugeborenes – denn der Haut-an-Haut-Kontakt mit den Eltern (auch Bonding genannt) gehört zu den elementarsten Erfahrungen eines Säuglings. Durch ihn erlebt er