Wie kann körperliche Nähe uns helfen?

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INTERVIEW

Zärtliches Kraulen, Streicheln oder Massieren nehmen wir über spezielle Berührungssensoren auf unserer Haut als angenehm wahr. Wir haben die Neurowissenschaftlerin Yvonne Friedrich gefragt, wie Berührungen auch unser gesundheitliches Wohlbefinden beeinflussen können.

Frau Friedrich, Sie forschen darüber, wie sich Berührungen, insbesondere Streicheln, auf Babys auswirken. Können Sie kurz beschreiben, was Sie herausgefunden haben?

Aus Studien mit Erwachsenen wissen wir: Gestreichelt werden hat in der Regel einen beruhigenden Effekt. Das Herz schlägt langsamer und es breitet sich ein angenehmes Gefühl in uns aus. Wir wollten wissen, ob das auch bei frühgeborenen Babys der Fall ist. Bei Frühchen ist das Problem: Das Nervensystem ist noch sehr unausgereift und nicht komplett auf die Welt außerhalb des Mutterleibs vorbereitet. Sie müssen oft intensivmedizinisch betreut werden, zeigen Unregelmäßigkeiten bei der Herzschlagfrequenz, also Herzrhythmusstörungen, und haben Schwierigkeiten, nach einem stressigen Ereignis wieder runterzukommen. Die Ergebnisse unserer ersten Studie sind allerdings vielversprechend: Die Herzfrequenz (die Anzahl der Herzschläge pro Minute, Anm. der Red.) der Babys hat sich während des Streichelns beruhigt und ihre Körpersprache wirkte entspannter als zuvor. Allerdings müssen wir noch weitere Daten dazu erheben, welche Frühchen besonders positiv auf Berührung reagieren und welche sich noch weiter entwickeln müssen.

Was passiert in unserem Körper, wenn wir als positiv empfundene Berührungen wahrnehmen?

Eine bestimmte Art von Nervenfasern in unserer Haut, sogenannte C-taktile Nervenfasern, scheinen auf langsames Streicheln spezialisiert zu sein. Sie feuern mit maximaler Frequenz, wenn wir mit sanftem Druck in einer Geschwindigkeit von ein bis zehn Zentimeter pro Sekunde gestreichelt werden. Dieses Signal wird weiter über das Rückenmark ins Gehirn geleitet. Dort wird es vor allem in Regionen verarbeitet, die wir auch bei der Verarbeitung emotionaler Inhalte oder innerer Körpervorgänge aktiviert sehen. Als Nächstes wird eine körperliche Reaktion auf den wahrgenommenen Reiz initiiert: Die Herzrate wird langsamer und die Herzratenvar