Ruhe im Darm

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Dünndarmfehlbesiedlung erkennen und bekämpfen

Leider wird eine Dünndarmfehlbesiedlung oft erst spät erkannt. Die Folge: Die bakterielle Überwucherung schreitet fort und kann im Laufe der Zeit die Darmwand schädigen und zu Folgeerkrankungen führen. Rechtzeitig diagnostiziert, ist sie gut behandelbar. Annerose Sieck beschreibt die Symptome und Therapien der SIBO genannten Erkrankung.

FOTO: fizkes | adobestock.com

Viele Betroffene können sicher ein Lied davon singen: U nspezifische Beschwerden, die den Alltag erheblich beeinträchtigen, doch am Ende ihres Ärztemarathons sind sie nicht schlauer und fühlen sich im Stich gelassen.

Wer über längere Zeit von Praxis zu Praxis tingelt, fängt irgendwann an, seine Symptome selbst zu hinterfragen. Liegen Blähbauch, Oberbauchschmerzen, Verstopfung, Durchfall, Schlappheit, schlechte Stimmung, Kopfschmerzen, Übelkeit, Hautausschlag und Reflux wirklich nur am Stress, wie Ärztinnen und Ärzte gern behaupten, wenn sie nicht weiterwissen? Millionen von Menschen leiden jahrelang im Stillen, doch die Beschwerden sind keine Fata Morgana, sie haben einen Namen: SIBO – die Abkürzung steht für Small Intestinal Bacterial Overgrowth, zu Deutsch: bakterielle Überwucherung des Dünndarms.

SIBO ist eine der am meisten unterdiagnostizierten Erkrankungen. In den vergangenen Jahren allerdings hat sie an Relevanz gewonnen. Studien belegen, dass bei mehr als zwei Dritteln aller Menschen, deren Diagnose Reizdarmsyndrom lautet, die Krankheit SIBO zugrundeliegt.

So funktioniert der Darm

In unserem Darm leben etwa 100 Billionen Bakterien, insgesamt rund 1.000 verschiedene Arten. Gemeinsam bilden sie das sogenannte Mikrobiom und sorgen dafür, dass die Verdauung reibungslos abläuft, das Immunsystem kraftvoll bleibt, die Organe mit Nähr- und Mikrostoffen versorgt werden und sich Krankheitserreger nicht ausbreiten. Sogar Körpergewicht und Emotionen werden durch Signale beeinflusst, die ganz tief aus dem Bauch kommen und bei denen Bakterien ihre „Finger“ im Spiel haben. Unsere winzigen Mitbewohner leisten, wenn das Mikrobiom im Gleichgewicht ist, rund um die Uhr Schwerstarbeit: Sie zersetzen Nahrung, produzieren Vitamine, Bausteine der Neurotransmitter wie Serotonin und wichtige kurzkettige Fettsäuren wie Propion-, Essigund Buttersäure. Diese werden von den Darmzellen als Energiequelle genutzt und regulieren das Wachstum und die Entwicklung der Darmzellen. Das Gros unse