„Die Patienten entscheiden selbst, ob operiert wird oder nicht“

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INTERVIEW

Die Zeiten angeordneter Operationen sind vorbei, umso mehr müssen sich nun die Patient*innen selbst informieren. Wichtige Anhaltspunkte für die Entscheidung, ob sie sich wegen Schmerzen in Knien, Rücken oder Hüfte unters Messer begeben sollten, liefert Prof. Dr. Hanno Steckel, ärztlicher Leiter des MVZ-Vitalis Berlin, Zentrum für Orthopädie und Schmerztherapie.

Herr Prof. Steckel, in welchen Fällen sind Operationen am Bewegungsapparat eindeutig erforderlich?

Da sind zum einen die unfallchirurgischen Eingriffe zu nennen. Knochenbrüche müssen natürlich möglichst rasch operiert werden. Auch Tumore an Knochen sind zu operieren. Davon unterscheiden muss man die orthopädisch-degenerativen Probleme am Bewegungsapparat. Hier handelt es sich um Verschleißerscheinungen am Körper, die über viele Jahre hinweg entstehen. Ob operiert wird, hängt von der Lebensqualität und dem Leidensdruck des Patienten ab. Hat er sich mit seiner Arthrose, seinen Rückenschmerzen etc. arrangiert oder schränken sie sein Leben massiv ein? Operiert werden sollte jedenfalls auch, sobald es zu neurologischen Ausfällen kommt.

Wer entscheidet über eine Operation?

Die Patienten selbst entscheiden, ob operiert wird oder nicht. Die Zeiten, in denen ein Arzt eine therapeutische und Autor aktiv.

Maßnahme anordnet und sich ein Patient dieser fügt, sind längst vorbei. Die Patienten sind mittlerweile mündig, aufgeklärt und wissen meist sehr genau, was sie wollen. Natürlich wird nur dann operiert, wenn der Eingriff medizinisch indiziert ist. Ist er es nicht, dürfen Ärzte dem Drängen nach einer Operation seitens der Patienten natürlich nicht nachgeben.

Welche Kriterien sind dabei maßgeblich?

Ob aus medizinischer Sicht eine Operation nötig ist, hängt von mehreren Faktoren ab: Wie ist die Lebensqualität der Patientin vor der OP? Besteht ein hoher Leidensdruck? In welchem Alter und Gesundheitszustand ist sie? Ist sie überhaupt operationsfähig? Es ist ein Unterschied, ob ein 60-Jähriger operiert werden will, um weiterhin Tennis spielen und reisen zu können, oder ob ein 90-Jähriger, der an mehreren schweren Erkrankungen leidet, sich zusätzlich der Strapaze einer Operation aussetzen soll.

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