„Die Gefahren gehen vor allem von uns Menschen aus“

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Der Soziologe Andreas Anton über die Notwendigkeit, sich auf den Kontakt mit Außerirdischen vorzubereiten.

Das Gespräch führte RÜDIGER VAAS

Herr Dr. Anton, ist Exosoziologie nicht Eskapismus angesichts von Kriegen oder Klimakatastrophen?

Das eine schließt das andere natürlich nicht aus. Die großen Probleme der Welt sollten uns nicht davon abhalten, uns mit möglichen anderen künftigen Problemen zu beschäftigen. Und der Erstkontakt mit einer außerirdischen Zivilisation könnte für uns als Menschheit zu einem gewaltigen Problem werden. Das zeigen unsere Szenarioanalysen. Daher sollten wir uns mit diesem Thema beschäftigen. Mit Eskapismus hat das nichts zu tun, eher mit einer erweiterten Notfallvorsorge.

Wäre die Menschheit reif für eine Entdeckung außerirdischer Intelligenzen im Sonnensystem?

Es gibt derzeit keinerlei Richtlinien, Regelungen oder gar Verträge für einen Umgang mit einem Erstkontakt. Wir sind im Moment in keiner Weise auf ein derartiges Ereignis vorbereitet; es würde uns gleichsam kalt erwischen. Und genau da sehen wir große Risikopotenziale. Unsere Analysen zeigen, dass die Gefahren eines Erstkontakts vor allem von uns Menschen selbst ausgehen. Die Vorstellung, dass die Konfrontation mit einer außerirdischen Intelligenz die Menschheit einen würde, dürfte sich wohl als vollkommen naiv herausstellen. Bestehende Konflikte könnten sogar eher verschärft werden, neue hinzukommen.

Wie realistisch ist eine gemeinsame Reaktion der Erde, etwa via UNO? Würden nationale Partikularinteressen nicht vorherrschen?

Das ist in der Tat zu befürchten. Aber dies unterstreicht die Notwendigkeit, sich bereits vorher über Kontaktszenarien Gedanken zu machen. Leider lehrt uns die Erfahrung, dass internationales Recht in der Praxis so gut wie nichts wert ist, wenn militärisch und ökonomisch mächtige Nationalstaaten ihre Eigeninteressen durchzusetzen wünschen. Wenn man Protokolle oder Richtlinien vorliegen hätte, im Idealfall von vielen Nationen akzeptiert, würde dies zumindest die Wahrscheinlichkeit für eine abgestimmte Antwort erhöhen. Falls die UNO offiziell für ein Kontaktereignis zuständig wäre, könnte dies die Reaktionen positiv beeinflussen. Es wäre in vielerlei Hinsicht von großem Vorteil, wenn wir etwas in der Schublade hätten, woran sich die Politik im Fall der Fälle orientieren kann, um Risiken zu minimieren. Ob sie es dann auch tun würde, steht natürlich auf einem anderen Blatt.

Immerhin haben Sie zusammen mit Michael Schetsche die Exosoziolog

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