Klimawäsche für die Atmosphäre

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Der weitere Anstieg der CO2-Konzentration in der irdischen Lufthülle wird sich nur stoppen lassen, wenn die Emissionen sinken – und der Atmosphäre überdies Klimagas entzogen wird.

von HARTMUT NETZ

Weltweit setzen sich viele Menschen für den Kampf gegen den Klimawandel ein.
IMAGO/IPON | Meinrad Schade/laif

Die Frage, wie sich der Klimawandel bremsen oder gar stoppen ließe, beantwortet der Science-Fiction-Kurzfilm „The Great Endeavor“ – erstmals vorgestellt auf der Architektur-Biennale 2023 in Venedig – auf zunächst überraschende Weise. Während der Klima-Diskurs in der Regel von Verzicht geprägt ist – meist geht es um weniger Auto fahren, weniger Fleisch essen und weniger mit dem Flugzeug verreisen –, kreiert der Film eine Zukunft mit Millionen Riesenpumpen im Meer, nachgezüchteten Mammutherden, die durch die Tundra streifen, und gigantischen Bauten aus Stahl und Beton, die gespickt sind mit Ventilatoren. Es ist Technik im globalen Maßstab, mit deren Hilfe der Klimawandel nach Ansicht von Filmemacher Liam Young in den Griff zu bekommen sei.

Der Australier Young, der außer als Filmproduzent auch als Architekt tätig ist und in dessen Filmen sich für gewöhnlich Fiktion, Zukunftsvisionen und Wissenschaft überschneiden, bezeichnet sich selbst als „spekulativen Architekten“. Doch spekulativ ist sein aktueller Film keineswegs. Er setzt lediglich in Bilder um, was Klimawissenschaftler ernsthaft diskutieren oder bereits im kleinen Maßstab entwickelt haben: Die Idee, im Meer windgetriebene Pumpen zu installieren, die das Packeis rund um den Nordpol, mit einem schnell gefrierenden Wasserfilm bedecken und so vor dem Abtauen retten, stammt von Wissenschaftlern der Arizona State University. Der Genetiker George Church von der Harvard University in Cambridge plant, gentechnisch zu Mammuts hochgerüstete Elefanten in der sibirischen Tundra weiden zu lassen, um auf diese Weise das Ausgasen des dort im Permafrostboden gebundenen Kohlenstoffs zu verhindern. Und Maschinen, die klimaschädliche Gase aus der Atmosphäre regelrecht herauswaschen, sind in Island bereits in Betrieb.

Geoengineering im Aufwind

Die genannten Beispiele sind nur eine kleine Auswahl aus dem Arsenal des sogenannten Geoengineering – ein Sammelbegriff für großtechnische Eingriffe in natürliche Kreisläufe der Erde, der mit fortschreitendem Klimawandel wieder Konjunktur hat. Vor allem das sogenannte Carbon Dioxid Removal (CDR) ist in den Fokus der internationalen Klimapolitik gerückt. Es ist ein Teilgebiet des Geoengine

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