Einfangen und einsperren

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Weltweit haben Forscher Techniken entwickelt, um CO2 einzufangen und dauerhaft zu binden. In Deutschland waren sie bislang verpönt, doch auch hier soll nun der rechtliche Rahmen für ihren Einsatz geschaffen werden.

von HARTMUT NETZ

In diesem Zementwerk im norwegischen Brevik wird künftig CO2 aus der Abluft herausgefiltert, bevor es in die Atmosphäre gelangt.
Heidelberg Materials Norway (2)

Die klimaneutrale Zukunft der Zementindustrie beginnt in Brevik, 150 Kilometer südlich der norwegischen Hauptstadt Oslo. Ab diesem Jahr wird das dortige Zementwerk im großen Stil das Klimagas CO2 abfiltern, das prozessbedingt bei der Gewinnung von Zement aus Kalkstein anfällt – also unvermeidbar ist. Die Zementindustrie zählt zu den größten Klimasündern des Planeten. Rund acht Prozent des globalen CO2-Ausstoßes gehen auf ihr Konto. Die Anlage in Norwegen könnte die Wende einleiten. Jährlich sollen dort künftig rund 400.000 Tonnen CO2 abgefangen werden.

Doch wohin damit? Das ist eine nicht nur für das Zementwerk in Brevik zentrale Frage. Um die Klimaziele zu erreichen, muss das Klimagas in den nächsten Jahrzehnten aus dem Abgas großer Industriebetriebe und sogar direkt aus der Luft abgeschieden und dauerhaft gespeichert werden, heißt es im neuesten Sachstandsbericht des Weltklimarates IPCC. Für Brevik ist diese Frage geklärt: Vor der Westküste Norwegens entsteht gerade „Northern Lights“, die weltweit erste kommerzielle Kohlendioxid-Deponie. Sie ist konzipiert für zunächst bis zu 1,5 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr – nicht nur aus Brevik. Laut den Betreiber gibt es in ganz Europa großes Interesse an dem Projekt. Sollte es dabei bleiben, ließe sich die Speicherkapazität auf jährlich 5 Millionen Tonnen CO2 hochfahren.

Ein Endlager unterm Meeresgrund

Für die europäische Industrie ist das ein attraktives Angebot. Sie könnte ihre CO2-Emissionen direkt am Entstehungsort abfangen, verflüssigen und nach Norwegen verschiffen: ein Prozess, der als „Carbon Capture and Storage“ (CCS) bekannt ist. Von einem Terminal an der norwegischen Westküste wird das Klimagas per Unterwasserpipeline in die Endlagerstätte gepresst, die sich ungefähr 2.500 Meter tief im Meeresboden befindet. Angesichts steigender Preise für CO2-Verschmutzungsrechte rechnen die Betreiber damit, noch vor 2030 profitabel wirtschaften zu können. Ähnliche Projekte sind bei den Nordseeanrainern Belgien, Dänemark, Großbritannien und den Niederlanden in Planung.

Die deutsche Bundesregierung interessiert sich ebenfalls für CCS. Ein Großteil der

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