Die sanften Riesen kehren zurück

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Luftschiffe wie der Zeppelin galten lange Zeit als out. Denn die gemächlichen Fluggeräte konnten mit Düsenjets nicht mithalten. Doch nun scheint ein Comeback der fliegenden Riesen in Sicht. Treiber dafür sind neue Techniken und Anwendungspotenziale sowie der Wunsch nach einer klimaneutralen Luftfahrt.

von RALF BUTSCHER

Das vom US-Unternehmen Sceye entwickelte Luftschiff ist mit Helium gefüllt und kann bis zu 20.000 Meter hoch fliegen.
Bild: Sceye

Es war kurz vor neun Uhr Ortszeit, als das an einen gewaltigen Torpedo erinnernde Luftschiff mit der metallisch glänzenden Außenhaut vom International Airfield in Roswell im US-Bundesstaat New Mexico abhob. Noch am Vormittag erreichte es eine Flughöhe von rund 20 Kilometern und befand sich damit in der Stratosphäre – einer sehr trockenen Schicht der Erdatmosphäre, wo es keine Wolken und anderen Wettererscheinungen gibt. Von dort stellte das ferngesteuerte Luftschiff, das von dem Unternehmen Sceye entwickelt und gebaut worden ist, über eine Mobilfunkantenne den Kontakt zu einem 140 Kilometer entfernten Smartphone am Boden her. Es war das erste Mal, dass eine Telekommunikation auf diesem Weg gelang.

Ein Ziel des in dem Ort Moriarty, ungefähr 60 Kilometer südlich der Stadt Santa Fe, angesiedelten und auf die Entwicklung neuer Materialien spezialisierten Unternehmens ist es, auf dem Umweg über große Höhen Mobilfunk- und Internet-Verbindungen auch zu weit entlegenen Orten der Erde herzustellen, die bislang keinen Zugang zum weltweiten Datennetz haben. Hochfliegende, unbemannte Luftschiffe bieten dafür eine ideale Möglichkeit, sind die Ingenieure bei Sceye überzeugt.

Doch die mit Helium gefüllten Flugobjekte des Unternehmens sollen künftig noch mehr Aufgaben erfüllen. So arbeiten die Experten von Sceye gemeinsam mit der US-Umweltschutzbehörde EPA und dem Umweltministerium von New Mexico an einer Studie zur Überwachung der Luftqualität in dem Bundesstaat. Dazu sollen die Luftschiffe mit einer Auflösung von ein bis zwei Metern zum Beispiel Emissionen von Methan über Erdöl- und Erdgasfeldern aufspüren. Zudem sollen sie präzise das Ausmaß der Luftverschmutzung messen und die Quellen des stark klimawirksamen Gases ermitteln. Eine weitere mögliche Anwendung sehen die Luftschiffentwickler im amerikanischen Südwesten in der frühzeitigen Erkennung von drohenden Gefahren aus der Vogelperspektive, etwa auflodernden Waldbränden. Auch beim Aufspüren in Seenot geratener Schiffe und der Rettung von Seeleuten über dem offenen Meer k

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