Pflanzen als Biofilter

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Forschende reinigen verseuchte Böden und Gewässer etwa mithilfe von Schilfgewächsen. Auf diesem Weg lassen sich gezielt Rohstoffe gewinnen.

von CHRISTIAN JUNG

Auf dem Gelände der ehemaligen Sprengstofffabrik „Werk Tanne“ im Harz sollen 28.000 Schilfpflanzen kontaminiertes Wasser reinigen.
Landkreis Goslar (2)

Abgelagert in den Böden oder gelöst in den Gewässern der Erde: Weltweit werden riesige Mengen von Substraten an Orten gemessen, an denen sie ein enormes Schadstoffpotenzial entfalten können. Das Spektrum umfasst so verschiedene Stoffklassen wie manchmal nur wenige Zentimeter tief unter der Erdoberfläche lagernde Sprengstoffe und Munitionsreste ebenso wie Medikamentenrückstände.

Im Bereich Wasseraufreinigung und
-filtrierung experimentieren Forschende bereits seit rund einem Vierteljahrhundert mit Pflanzen. In den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt sind vor wenigen Jahren Rückstände von Arzneien und Suchtstoffen, auf die in manchen Binnengewässern ein hoher Anteil des Gesamtportfolios aller gelösten Schadstoffe entfällt. An der Universität Bremen versuchen Forschende seit einiger Zeit, über enorme Testreihen jene Pflanzen oder Pflanzengemeinschaften zu identifizieren, mit deren Hilfe sich Medikamentenrückstände am besten aus Abwässern herausfiltern lassen. „Das ist ein riesiges Einsatzfeld, bedenkt man die rund 40.000 Tonnen Therapeutika pro Jahr, die allein hierzulande konsumiert und von denen diverse Bestandteile ausgeschieden werden – mit Folgen für Mensch und Umwelt“, erläutert Ingo Dobner vom Zentrum für Umweltforschung und nachhaltige Technologien. Er verweist darauf, dass die verbleibenden Reste an Hormonpräparaten und Arzneimitteln in unseren Gewässern bereits bei vielen Lebewesen zu Störungen der Geschlechtsausprägung oder Auffälligkeiten bei Geschlechtsmerkmalen geführt haben.

Um zu testen, welche Pflanzen welche Substanzen am besten filtrieren, arbeiten die Forschenden mit einem Bodenfilter. Er kann Rückstände in großer Breite auffangen und besteht im Wesentlichen aus drei Komponenten: Die erste ist ein Basissubstrat, etwa Flusssand. Es verlangsamt das eintreffende Wasser und lässt es versickern. In das Basissubstrat integriert ist Pflanzenkohle – Baustein Nummer zwei. Sie nimmt das Zwei- bis Dreifache ihres Eigengewichts an Wasser auf. Zudem bietet ihre Oberfläche reichlich Absorptionsfläche für gelöste Substrate, die dann gezielt von Mikroorganismen angegriffen werden können. Die Hauptarbeit leistet Baustein Nummer drei: Staudengewächse. Sie


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