Das James Webb Space Telescope eröffnet Astronomen einen neuen Blick ins All.
von RÜDIGER VAAS RÜDIGER VAAS ist Physik- und Astronomie-Redakteur von bild der wissenschaft und Autor mehrerer populärer Sachbücher, etwa „Vom Gottesteilchen zur Weltformel“ und „Einfach Einstein!“
Es ist ein Leuchtfeuer des menschlichen Leistungsvermögens“, lobte Marc Postman das James Webb Space Telescope (JWST) – die komplexeste Sternwarte überhaupt, die 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt das Universum erforscht und erstmals ins Zeitalter der frühesten Sterne und Galaxien zu spähen vermag. Postman ist stellvertretender Direktor am Space Telescope Science Institute in Baltimore, Maryland. Dort wird nicht nur das Webb-, sondern auch das Hubble-Weltraumteleskop gesteuert und gemanagt. Und dort trafen sich im September 2023 über 300 Astronomen, um die im ersten Forschungsjahr gewonnenen Erkenntnisse zu diskutieren. Auf dieser „First Year of JWST Science Conference“ wurden beeindruckende neue Fotos und Messdaten gezeigt. Schon jetzt ist deutlich: Die neuen Erkenntnisse werden unser Bild vom Universum nicht nur vertiefen, sondern teilweise auch tiefgreifend verändern – von den Kleinkörpern im Sonnensystem bis zu den fernsten Galaxien und vielleicht sogar zum Verständnis des Anfangs und der Fundamente des Kosmos.
„Über 20.000 Menschen haben das JWST entwickelt, gebaut und schließlich in Betrieb genommen, darunter 800 vom Space Telescope Science Institute“, resümierte Postman in seinen Begrüßungsworten zur Konferenz, die auch multimedial um den Globus gingen – eine gewisse Ironie, ist der Astronom doch Sohn des berühmten Medienwissenschaftlers Neil Postman, der 1985 in seinem nach wie vor aktuellen Bestseller „Wir amüsieren uns zu Tode“ die als Infotain