Hinkelstein und Dolmengrab

10 min lesen

Was ist eigentlich ein Megalith? Wer begann seine Toten in Hügelgräbern zu bestatten? Und warum gleichen sie sich – unabhängig davon, ob sie in Spanien oder Dänemark stehen? Diesen Fragen geht Teil 1 unserer Reihe über die steinernen Riesen nach.

von KLAUS-DIETER LINSMEIER KLAUS-DIETER LINSMEIER war bei seinen Recherchen überrascht, was Bauern der Jungsteinzeit leisteten: Sie schufteten nicht nur auf den Äckern, sondern schufen auch monumentale Denkmäler.

Diese Steinreihen stehen in Carnac in der Bretagne. Doch ähnliche gibt es auch an anderen Stellen Europas. Wo immer Menschen Megalithen nutzen, taten sie es auf ähnliche Weise.
Armando Oliveira/stock.adobe.com | Bettina Schulz Paulsson

Mit einem Hinkelstein auf dem Rücken herumspazieren, als sei das gar nichts, so kennen wir den Gallier Obelix aus der berühmten Comic-Reihe. Das steinerne Accessoire ist Sinnbild seiner Superkraft, denn so ein Monstrum bringt einiges auf die Waage. Das wohl größte Exemplar Europas, der „Grand Menhir“, war einmal gut 20 Meter lang und wog rund 200 bis 300 Tonnen. Er ist in vier Teile zerbrochen, die in Locmariaquer zu besichtigen sind, einer bei Touristen beliebten archäologischen Stätte in der Bretagne, gut zwölf Kilometer vom bekannteren Carnac und dessen Steinalleen entfernt. Einen Obelix hätte man bei seiner Errichtung gut gebrauchen können. Der Koloss wurde gut zehn Kilometer entfernt von Locmariaquer aus einem granitähnlichen Gestein geschlagen, mit nach wie vor unklaren Transportmitteln dort hingeschafft und in eine zwei Meter tiefe Grube abgelassen. Trotz dieser Halterung kippte er zu einem unbekannten Zeitpunkt und stürzte zu Boden. Weil dieses Schicksal dort noch andere seiner Art traf und alle in die gleiche Richtung fielen, halten Forschende ein Erdbeben für die wahrscheinlichste Erklärung. Es kursieren aber auch Spekulationen über ein geheimnisvolles Ritual; die Wahrheit bleibt wohl ein Geheimnis.

Der volkstümliche deutsche Begriff „Hinkelstein“ leitet sich vermutlich von dem ursprünglichen „Hünenstein“ ab. Der international gebräuchliche Fachbegriff ist aber „Menhir“ oder allgemeiner „Megalith“, nach „Mégas“, griechisch für „groß“ und „líthos” für „Stein“. Die an der Universität Göteborg forschende Prähistorikerin Bettina Schulz Paulsson stellte bei der Auswertung von Fachliteratur fest, dass es heutzutage noch mindestens 35.000 dieser Kolosse in Europa gibt. „Niemand weiß zu sagen, wie viele es ursprünglich einmal waren,“ sagt sie, der


Dieser Artikel ist erschienen in...

Ähnliche Artikel

Ähnliche Artikel