Gorillas am Gletscher

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Gletscher sind traurige Zeitzeugen des Klimawandels. Eine Wanderung des DAV Summit Club führt nah an das Eis der Venedigergruppe und zeigt, was geschieht, wenn es schwindet.

Text & Fotos:Franziska Haack

Am zweiten Tag geht es auf dem Gletscherweg Innergschlöss am zwischen Moränen liegenden Salzbodensee vorbei.

Kurz vor unserer Ankunft haben sich die Hohen Tauern ein weißes Mäntelchen über ihre Spitzen geworfen. Geröllflanken und graues Gletschereis sind unter dem strahlenden Augustschnee verborgen. Dabei sind wir eigentlich gekommen, um genau das zu sehen: Wie sich Klimakrise und Gletscherschwund auf die Bergwelt auswirken. Die fünftägige Wanderung »Gletscher – Zeitzeugen des Klimawandels« wird uns nah an die schmelzenden Eisriesen heranführen, wir werden über Ursachen, Probleme und Chancen sprechen.

Wanderführerin Ute Igel hat das Schwinden des gern als »ewig« bezeichneten Eises über das letzte Jahrzehnt selbst miterlebt – seit 2012 ist sie als Rangerin im Nationalpark Hohe Tauern unterwegs. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Karin Haslböck hat sie die Zeitzeugen-Tour ausgearbeitet. Die Wanderreise ist als WWF-Erlebnistour eine Zusammenarbeit der Naturschutzorganisation und des DAV Summit Clubs.

Nachdem uns die Eingehtour am Anreisetag wetterbedingt nur zum Venedigerhaus im Innergschlöss führte, kommen wir den einstigen Eisriesen am zweiten Tag näher. »Am Ende der kleinen Eiszeit reichte das Schlatenkees bis hinunter zum Almboden, 30 Jahre später nur noch bis zur Felsstufe dort oben«, sagt Rangerin Caroline Führer, die uns an diesem Tag zusätzlich begleitet. »Mittlerweile hat sich der Gletscher noch weiter zurückgezogen, im letzten Jahr etwa um 90 Meter.« Auf dem Gletscherweg Innergschlöss wandern wir dem verschwundenen Eis hinterher. Immer wieder machen wir Halt, um den Ausführungen von Caroline und Ute zu lauschen. Woran erkennt man einen Gletscherbach? An der milchigen, graugrünen Farbe. Wer hat den Alpendost am Wegesrand so zerfressen? Die hier in Scharen futternden Ölkäfer. Gibt es hier Murmeltiere? Ja, aber sie zeigen sich heute nicht.

Gletscher in Sicht

Am Salzboden, einer nach den Lecksteinen für Weidetiere benannten Moorlandschaft, reißen die Wolken auf und geben den Blick frei auf das Schlatenkees, nur der Gipfel des Großvenediger versteckt sich weiterhin in den Wolken. Trotz weißer Tarnkappe ist der Unterschied zum Gletscherstand auf den Bildern der Schautafel am Beginn des Weges und in Utes Mappe unübersehbar. Wir überwinden die längst von Grün bewachse

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