San Francisco in Hessen

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Eine offizielle Messung gibt es nicht. Daher bestehen gleich mehrere Ansprüche, wo die STEILSTE STRASSE DEUTSCHLANDSzu finden ist. Immer wieder genannt und ganz vorne in den Listen: der Franziskanerweg im hessischen Gelnhausen.

Michael Orth

32 PROZENT, das tut in den Oberschenkeln richtig weh. Pflastersteine, weil Teer nicht hält

Die Lungen brennen, das Herz schlägt ihnen aus dem Hals. Gleich platzen die Oberschenkel, und die Waden wollen zerspringen. Die einen atmen durch den weit aufgerissenen Mund, die anderen beißen die Zähne zusammen. Kaum einer hält eine gerade Linie, alle kämpfen kurz vorm Stillstand. Zuschauer rechts und links johlen und klatschen, filmen und feuern an. „Jetzt noch mal die letzten Meter“, schreit ein Kommentator zwischen wummernder Musik aus den Boxen, „richtig in die Pedale treten!“ Wenn das so einfach wäre. Nirgends in diesem Land ist es anstrengender, voll in die Pedale zu treten, als hier im Franziskanerweg in Gelnhausen. Mit einer durchschnittlichen von 27 und einer maximalen Steigung von sogar 32 Prozent soll er das steilste Straßenstück sein, das in Deutschland mit dem Auto befahren werden darf. Doch prügeln sie bei den „Red Bull Hill Chasers“ die brutale Steigung nicht mit dem Auto hoch, sondern mit dem Fahrrad, und zwar auf Zeit, möglichst schnell und volle Pulle. Anfangs noch trügerisch flach, wird die Strecke immer und immer steiler, so steil nämlich, dass man es einst nicht zuwege brachte, die Straße überhaupt zu teeren, weil der Teer immer wieder den Hang herunterrutschte. Daher ist das wohl steilste Straßenstück Deutschlands also gepflastert, und für Fußgänger gibt es: eine Treppe. Ansprüche auf den Superlativ der steilsten Straße Deutschlands gibt es auch andernorts. Im thüringischen Deesbach soll sich einem die Oberweißbacher Straße mit über 25 Prozent Steigung in den Weg stellen, und im hessischen Ranstadt erreicht der Hasenpfad zwischen Nornbodenweg und Am Weinberg ganze 29 Prozent Steigung. Steiler immerhin als die bekannte Lombard Street in San Francisco. Im internationalen Vergleich aber dennoch eher moderat. 31,5 Prozent: die Filbert Street in San Francisco. 35 Prozent: die Baldwin Street in Dunedin, Neuseeland. Maximal 37,45 Prozent: die Ffordd Pen Llech in Harlech, Wales. Bis zu 45 Prozent: die Waipio Valley Road auf Big Island, Hawaii. Gut nachzuvollziehen, dass sie anders als mit Allradantrieb gar nicht befahren werden darf. Die Bradford Street in San Francisco hingegen schon, obwohl auch die nach moderatem Beginn sich zu kupplungskillenden 41 P

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