Moderner Klassi ker

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Dem SUV-Trend zum Trotz schickt Volkswagen den Passat in die mittlerweile neunte Generation. Kann der Kombi-Klassiker an die Stärken seiner Vorgänger anschließen?

Johannes Riegsinger

Im R-Design noch imposanter: Ein großer Lufteinlass prägt die Front des neuen Passat

Die VW-Designer schieben in stetem Wechsel Generationen des Passat ein, die optisch eher polarisieren. Der Passat B1 von 1973 überzeugte eher durch Funktionalität denn Schönheit – der B2 ab 1980 war dann jedoch ein gelungener Charakterkopf. Am B3 (ab 1988) mit seiner geschlossenen Front scheiden sich bis heute die Geister, und der B4 war die materialisierte Unauffälligkeit, der B5 ab 1996 dagegen wieder ein modernes Statement. Die recht ansehnlichen Modelle B6 und B7 durften die Welt auf den bemerkenswert gut gelungenen Passat B8 vorbereiten. Diese Ästhetik-Serie scheint aber selbst den VW-Designern unheimlich geworden zu sein, weshalb sie den nun aktuellen Passat B9 wieder etwas diskutabler formten.

An der Front darf er die vollelektrischen ID-Modelle zitieren, verzichtet also auf einen Kühlergrill. Zumindest da, wo der normalerweise sitzen würde: zwischen den Scheinwerfern. Da die Benzin- und Dieselmotoren des neuen Passat aber gewohnten Kühlungsbedarf anmelden, gibt es durchaus Kühleröffnungen. Genauer gesagt: eine. Riesengroß. Dieser Design-Ersatz-Kühlergrill klafft in imposanter Größe in dem, was man bisher Frontschürze genannt hätte – die gesamte Proportion hat dadurch fast einen grotesken Unterbiss. Was von vorn zu viel sein könnte, ist an den Seiten zu wenig: Die muskulöse Definition des bisherigen Passat mit seinen scharf gebügelten Lichtkanten wird in der neuen Generation durch pummeliges Volumen ersetzt.

Das mehr oder weniger gute Ende folgt dann zuletzt: Angesichts der Heckleuchten-Querspange unter dunkel getöntem Klarglas fühlt sich der eine an Design-Trends der 1980er-Jahre erinnert, der andere an französische Wettbewerber.

Feine Materialien und viel Platz im Innenraum

Spätestens im Cockpit des neuen Passat hat allerdings alles Klagen ein Ende, hier geht es ebenso routiniert wie wertvoll zu. Die Materialien wirken fein, ohne übertriebenen Luxus herauszukehren, das Raumangebot ist auf allen Plätzen hervorragend, und die Bedienung vermeidet trotz einer ausgeprägt digitalen Orientierung jedes größere Fettnäpfchen.

Unverständlich ist nur, dass es VW nicht geschafft hat, dem Passat den zentralen Dreh-Drück-Steller des nahezu zeitgleich entwickelten Tiguan mitzugeben. Dort kann die Audio-Lautstärke


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