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CABRIO

Mercedes 300 SL / Mercedes 280 SL · Vergleich

Sportliche Gene zum lässigen Dahingleiten: Der Mercedes SL verwöhnt als Roadster seit fast 70 Jahren. Eine Ausfahrt in zwei automobilen Ikonen

FOTOS Mercedes-Benz AG

Der erste SL war bekanntlich kein Roadster, sondern ein Coupé: Der „Flügeltürer“ begeistert nicht nur Mercedes-Fans seit nunmehr 70 Jahren. Er war direkt vom erfolgreichen Rennwagen abgeleitet, mit dem Mercedes-Chefingenieur Rudolf Uhlenhaut in den frühen 50er-Jahren für Furore gesorgt hatte. Zu jener Zeit hatte Mercedes-Benz nach Absatzmöglichkeiten in den USA gesucht – natürlich stieß Wilhelm Haspel, Vorstandsvorsitzender der Daimler Benz AG, in diesem Zuge auf Max Hoffman.

Der gebürtige Wiener hatte sich auf den Import von europäischen Sport- und Luxusfahrzeugen in die USA spezialisiert und genoss einen hervorragenden Ruf in der Branche. Er wurde zu einer Vorstandssitzung nach Stuttgart eingeladen, in der er die Bedürfnisse, Chancen und Möglichkeiten des amerikanischen Markts schilderte. Das Ergebnis ist bekannt: Uhlenhaut entwickelte die erwähnte Straßenversion seines Rennwagens, parallel dazu entstand ein kleiner Roadster, der 190 SL.

Schon früh wurde auch der Ruf nach einer offenen Version des „großen“ SL laut. So soll Karl Wilfert, Leiter der Karosserie-Entwicklung, am 20. Februar 1954 den Bau des von Hoffman vorgeschlagenen 300 SL Roadsters gefordert haben. Designer Friedrich Geiger präsentierte kurz darauf die ersten Entwürfe. 1956 weckte Mercedes das Interesse am kommenden Serienmodell mit einer aufwendig produzierten Fotoserie. Im März 1957 zeigten die Stuttgarter das fertige Auto auf dem damals noch wichtigen Genfer Autosalon.

Der Gitterrohrrahmen, dem die markanten Flügeltüren des Coupés geschuldet waren, war umfassend überarbeitet worden – vor allem im Bereich des Einstiegs sowie am Heck. Zum einen musste der Roadster konventionell öffnende Türen bekommen, zum anderen sollte die Karosseriesteifigkeit nicht unter dem fehlenden Dach leiden. Stärker als beim sportlich ausgelegten Coupé stand hier der Fahrkomfort im Vordergrund. Daher erhielt der Roadster die vom 220a bekannte Eingelenk-Pendelachse mit tiefgelegtem Drehpunkt und einer zusätzlichen Ausgleichsfeder. Die Fahreigenschaften wurden so im Vergleich zur Pendelachse des Flügeltürers spürbar verbessert. Mit einem nutzbaren Kofferraum – beim Coupé lag das Reserverad raumfüllend im Heck – empfahl sich der Roadster zudem als sportlicher Reisewagen.

Detailverbesserungen hielten den SL aktuell

Ein abnehmbares Hardtop, das die Form des Coupés aufgriff, war ab Oktober 1958 als Sonderausstattung zu haben. Mussten die ersten Modelljahre noch mit Trommelbremsen rundum auskommen, stattete Mercedes den Roadster ab März 1961 mit Scheibenbremsen an beiden Achsen aus. Ein Jahr später bekam der Sechszylin