EINFACH GUT!

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Das Duell der Mittelklasse: Mit Vorderradantrieb startete der Ford Taunus 1962 in die nächste Generation. Konnte er damit seinem Erzrivalen Opel Kadett Paroli bieten?

FOTOS Jürgen Zerha
Typisch amerikanisch: Die seitlichen Karosserielinien münden in die scheinbar liegenden Rückleuchten. Zweifarblackierung und Chrom lassen den P4 nostalgisch wirken
Der Vierzylinder ist noch vor der angetriebenen Vorderachse montiert, die kurze V-Bauform erlaubte es. Es gab diverse Leistungsstufen von 40 bis 65 PS
Dass der P4 alles andere als nüchtern gestylt ist, beweist schon allein das Rücklicht. Das TS in der verschnörkelten Typbezeichnung weist auf den 55-PS-Motor hin
Spartanisches Cockpit mit Bandtacho und nachgerüstetem Drehzahlmesser. Die Lenkradschaltung schafft Platz im Fußraum

Die untere Mittelklasse gewann in den 60ern zunehmend an Bedeutung: Das hart erarbeitete Wirtschaftswunder hatte den Deutschen wieder auf die Beine geholfen. Man besaß Arbeit, konnte sich den Urlaub im sonnigen Süden leisten, und vielleicht war sogar ein eigenes Häuschen drin.

Vor allem aber hatten „richtige“ Autos die einstigen spartanischen Rollermobile abgelöst. Der VW Käfer war längst allgegenwärtig, aber auch andere Hersteller führten interessante Fahrzeuge im Programm: Die deutsche Fahrzeugindustrie konnte ihre Produktion im Lauf der 50er-Jahre verfünffachen. Das schaffte die Voraussetzungen, um neue Modelle zu entwickeln.

Der P4 entstand zunächst als Cardinal in den USA

Ford hatte seine Nachkriegsentwicklungen durchnummeriert – den Anfang hatte 1952 der Weltkugel-Taunus gemacht. Es folgten der Barock-Taunus (1957) und die Badewanne (1960). Beim vierten Nachkriegs-Projekt griff die amerikanische Konzernmutter ein: Unter dem Namen „Cardinal“ wurde ein Fahrzeug der unteren Mittelklasse anvisiert, mit dem man in den USA recht erfolgreich dem Käfer entgegentreten wollte. Letztendlich sah man aber doch keinen Markt (oder keine Chance?) für das Auto. Damit die Entwicklungskosten nicht ergebnislos verpufften, sollte Europa das Auto bekommen – dort arbeitete man gerade an einem Nachfolger des Weltkugel- bzw. mittlerweile Streifen-Taunus. Das Auto wurde den hiesigen Anforderungen angepasst, erhielt einen 1,2-Liter-V4 mit zunächst 40 PS und – das war die große Neuheit im Hause Ford – Vorderradantrieb.

Das noch junge Ford-Werk in Köln-Merkenich lieferte die Motoren, die Fertigungsstraße wurde mit den entsprechenden Änderungen von den Amerikanern übernommen. Der ursprüngliche Name „Cardinal“ hätte nicht in die damalige Ford-Nomenklatur gepasst, stattdessen gab es in bewährter Form den Hinweis auf den Hubraum – 12 für 1,2 Liter – in Kombination mit dem Mfür „Meisterstück“. Trotzdem offerierte Ford den 12M optional auch mit 1,5-Liter-V4 mit 50 PS, zudem gab es den hier gezeigten TS mit zunächst 55, ab 1