Hoch-ach tungsvoll

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Sie gelten als die Bad Boys vom Dienst. Mit mächtigen Achtzylindern faszinieren große Fünf-Meter-SUV-Coupés in einer wilden Gemengelage zwischen Lust und Leistung sowie Sinn und Verstand.

Text: Carl Nowak

IM VERGLEICHAUDI SQ8 TFSI QUATTRO: V8-Biturbo, 507 PS, 770 Nm, 0–160 km/h in 9,8 s, Gewicht: 2333 kg, Testwagenpreis: 127 040 Euro BMW X6 M60i XDRIVE: V8-Biturbo, 530 PS, 750 Nm, 0–160 km/h in 9,6 s, Gewicht: 2364 kg, Testwagenpreis: 131 650 Euro

Versucht man, sich der Welt der SUV-Coupés rational zu nähern, beißt man auf Stahl und Aluminium. Zu behaupten, dass diese Fahrzeugkategorie keinen Sinn ergeben würde, gliche dem Versuch, Jean Paul Gaultier im Kamingespräch zu erklären, dass ein Jack-Wolfskin-Anorak seine gesamte neue Haute-Couture-Kollektion überf lüssig mache – grundsätzlich richtig, aber nicht der Punkt. Gekauft wird, was gefällt und manchmal auch provoziert und auffällt. Und würden X6 und Q8 nicht gefallen, provozieren oder auffallen, wären sie wohl nicht so erfolgreich. Gerne greift man dabei zu standesgemäß vielzylindriger Motorisierung. Daher versuchen wir heute, die beiden V8-Exzentriker mit zumindest ein paar rationalen Argumenten zu vergleichen.

Schon beim Druck auf den Startknopf ist klar, dass der SQ8 keiner ist, der sich brav hinter der akkurat geschorenen Grundstückshecke versteckt. Der Vierliter-V8 räuspert sich deutlich mit dunkler Stimme, aber nicht unf lätig. Kurz darauf: Ruhe. Bei geringer Last verabschieden sich die Zylinder 2, 3, 5 und 8 aus dem Geschehen, um den Verbrauch zumindest etwas einzudämmen. Ob die Maßnahme erfolgreich war, ist angesichts von 13,5 l/100 km Testverbrauch nicht so leicht zu beantworten. Muss man aber auch nicht, denn der SQ8-Antrieb trifft ins Herz statt in den Kopf. Schneller Drehmoment-Gipfelsturm bei knapp 2000 Umdrehungen, wütendes Toben durch die Mitte bis rund 6500 Touren und eine Automatik, die die Wucht des Motors kalkulieren kann und in den braveren Modi nur dann runterschaltet, wenn es wirklich notwendig ist. So gibt sie dem V8 die Möglichkeit, den Ladedruck und die Kraft aufzubauen und zu entfalten, statt sie einfach nur an allen vier Rädern auszukippen. Dazu ist der Sound herrlich analog, düster und bassig, vor allem natürlich ohne Lautsprecher-Autotune. Im Sportmodus öffnen sich die Auspuff klappen, der Donner rückt näher, ohne penetrant laut zu werden – innen wie außen. Dazu sendet der V8 immer wieder zarte Vibrationen ins Lenkrad und macht klar: Hier ist Leben, Leistung und Mechanik unter der Haube.

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