JUNGHANS FLIEGERUHREN

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MOST WANTED

HEUTE VERBINDET MAN JUNGHANS MIT EINEM KLASSISCHEN STIL, WIE ER ÜBER JAHRZEHNTE GEPFLEGT WURDE. DOCH ZUR GROSSEN GESCHICHTE DER UHRENFABRIK AUS SCHRAMBERG GEHÖRT AUCH DER BUNDESWEHR-CHRONOGRAPH VON 1955, DESSEN ERBE FORTWIRKT.

Junghans wollte schon früh hoch hinaus: Bereits vor mehr als hundert Jahren fertigte das Unternehmen – damals eine der größten Uhrenfirmen der Welt – Borduhren für Zeppelin-Luftschiffe. In den 1930er Jahren waren Zeitmesser von Junghans dann in Flugzeugen verbaut. Die Verbindung zur Luftfahrt reicht folglich weit zurück in die Geschichte.

Doch zum Highlight wurde dieses Thema erst nach dem Zweiten Weltkrieg: Der Fliegerchronograph für die Bundeswehr aus den 1950er Jahren ist bis heute eines der besonders bekannten Modelle, erkennbar an zwölf charakteristischen Hohlkehlen auf der Lünette. In seinem Inneren war das Kaliber J88 tätig, ein Schaltrad-Chronograph mit Handaufzug. Das vergoldete Werk, an dem Konstrukteur Al- bert Letsche wahrscheinlich bereits 1943 zu arbeiten begann, war mit einer Breguet-Spirale aus Nivarox ausgestattet und arbeitete mit einer Frequenz von 18.000 Halbschwingungen.

Das 1950 vorgestellte Kaliber J88 kam zunächst in zivilen Armband-Chronographen zum Einsatz. Diese wurden ebenfalls 1950 präsentiert und von Junghans-Ingenieur Kurt von Zeppelin in einem Beitrag für die «Deutsche Uhrmacher-Zeitschrift» (Ausgabe 8/1950) in den höchsten Tönen gelobt: Demnach besitze das «übersichtliche Laufwerk» des 14-linigen Kalibers von 32 mm «eine günstige, richtig tolerierte und nicht zu feine Verzahnung». Zeppelins Fazit lautete: «Betrachtet man die hohe Oberflächengüte besonders der funktionswichtigen Teile wie z. B. der Lagerzapfen und der 19 Steine sowie die schöne Ölblase an der Unruh (…), so ist man nicht erstaunt, eine hohe Ganggenauigkeit von wenigen Sekunden am Tag festzustellen.» Auch die Chronographenfunktion wird von Zeppelin gelobt: «Stabile, einfache und flache Hebel ohne komplizierte Biegungen und gute Lagerungen bewirken (…) große Genauigkeit und störungsfreie Funktion.» Seine Premiere hatte das Kaliber in Modellen, die ein Junghans-Katalog von 1951 zeigte: sechs verschiedene Versionen jeweils mit einem Durchmesser von 36 mm. In einer Übersicht von Junghans ist festgehalten, dass das Kaliber J88 in den Jahren 1950 und 1951 ohne Stoßsicherung und erst danach mit entsprechender Vorrichtung gefertigt wurde.

Uhrmacherisch war demnach alles bereit, als 1955 die frisch gegründete Bundeswehr einen Dienstchronographen für ihre Piloten suchte. Junghans reichte das Kaliber J88 ein und wurde mit der Fertigung beauftragt. In der Folge entstanden drei Varianten. Den Anfang machte der «Typ 110» mit geriffelter Lünette. Es folgte ein neues Desi