UHREN AUS DER AUTOFABRIK

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SCHUBLADENFUND

IN DEN FÜNFZIGER JAHREN GING DIE AUTOMARKE SIMCA UNTER DIE UHRENHERSTELLER. IN EINER EIGENEN ABTEILUNG IM WERK NANTERRE WURDEN ARMBANDUHREN MONTIERT UND ÜBER DIE AUTOHÄUSER IN FRANKREICH VERTRIEBEN.

Manche von uns werden sich noch erinnern, als auf deutschen Straßen nicht nur Renault, Citroën und Peugeot den einheimischen Marken Paroli boten, sondern auch die Marke Simca eine treue Fangemeinde hatte. Simca, in Frankreich auf Rang 4 in den Verkaufslisten, war 1935 von Henri Pigozzi gegründet worden, um den Fiat «Topolino» in Lizenz zu bauen. Weil der Italiener in Frankreich keine Immobilie erwerben konnte, gründete er zusammen mit französischen Aktionären die Gesellschaft «Societé Industrielle de Mécanique et de Carosserie Automobile» und übernahm als Generaldirektor eine neu errichtete Fabrik in Nanterre.

Das große und modern ausgestattete Werk schuf zahlreiche Arbeitsplätze. Die Fließbandarbeit erschien vielen Arbeitnehmern attraktiv, Simca zahlte gut und bot viele soziale Annehmlichkeiten. Die Chefetage stellte auch branchenfremde Mitarbeiter ein. In einem mehrwöchigen Crashkurs wurden die neuen Kollegen an den jeweiligen Maschinen und Fließbändern geschult. Unter den neuen Mitarbeitern mussten wohl auch einige Uhrmacher gewesen sein. Und denen war aufgefallen, dass einige Räume und Ateliers im Werk ungenutzt blieben.

So geschah es, dass diese Handvoll Mitarbeiter Mitte der 1950er Jahre einen offiziellen Antrag zur Nutzung der Räumlichkeiten für eine Uhrenproduktion stellte. Die Idee war, die in Nanterre produzierten Uhren parallel zu den Autos in den Verkaufsräumen in Frankreich mit anzubieten. Die Chefetage war von der Idee offenbar begeistert und gab grünes Licht. Es mussten lediglich Werkbänke, Uhrmacherwerkzeuge, Kleinteile und Verbrauchsmaterialien beschafft werden. Für die Produktion eines eigenen Uhrwerks war die Kapitaldecke indes zu dünn. Die Simca-Uhrmacher suchten einen Werkehersteller, der für eine überschaubare Summe rasch große Mengen Uhrwerke liefern konnte. Bei Baumgartner Frères S.A. in Grenchen wurde man fündig. Die Manufaktur lieferte das Kaliber 866, ein Stiftankerw