DEN BODEN BEREITEN

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Der Jahresbeginn ist die Zeit der guten Vorsätze. Vielleicht kennst du die Sankalpa-Praxis, um Intentionen ins Leben zu tragen? Was dabei in Yogakreisen häufig übersehen wird: Nach hinduistischer Überzeugung gehört dazu nicht nur aufrichtige Hinwendung sondern auch eine bewusste Vorbereitung.

FOTOS: MARKUS SPISKE / UNSPLASH

Als Autorin beginnt meine Arbeit an einem Artikel wie diesem schon lange bevor ich mich hinsetze und anfange zu schreiben. Ich habe vielleicht schon früh eine vielversprechende Idee, aber ich weiß auch: Wenn ich es versäume, ein gutes Umfeld vorzubereiten und zu kultivieren, dann werde ich mit meinem Text Schwierigkeiten haben. Nur wenn ich mir etwas Zeit nehme, um Ordnung rings im mich zu schaffen und mein Inneres zu klären, finde ich auch die nötige Willenskraft und Flexibilität, die ich brauche, wenn (wie fast immer beim Schreiben) früher oder später Hindernisse auftauchen. Ich räume also meinen Arbeitsplatz auf, mache es mir schön und genauso bereite ich auch meinen Körper und meinen Geist vor. Es ist, als ob ich den Boden bereiten würde, bevor ich neue Pflanzen aussäe.

Auch mit dem Prozess, eine ernsthafte Intention zu formulieren und im Geist zu verankern, den wir im Hinduismus und im Yoga als Sankalpa kennen, verhält es sich so: Wie beim Gärtnern wollen wir etwas ins Leben und zum Blühen bringen und dafür braucht es den richtigen Boden und aufmerksame Pflege. Sankalpa ist ein sehr altes Konzept und wird im Hinduismus auf viele Praktiken und Rituale angewandt. Zum Beispiel beginnen wir das Gebetsritual, die Puja, oft mit Mantra (Wiederholung heiliger Silben) oder anderen Formen von Bhakti (hingebungsvollem Glauben). Auf diese Weise unterstreichen wir, dass es sich nicht einfach um irgendeine Verrichtung handelt, sondern dass mehr dazu gehört, eben Sankalpa: ein aufrichtiger Vorsatz, fast so etwas wie ein Gelöbnis. Mit ihm erkennen wir an, dass im Lauf unseres Gebetsrituals, wie eigentlich überall im Leben, mit einiger Wahrscheinlichkeit Schwierigkeiten auftauchen werden. Gleichzeitig versichern wir uns aber selbst, dass wir alles, was uns zur Verfügung steht, all unsere tief im Herzen empfundene Entschlossenheit und Achtsamkeit, aufbringen werden, um diese Zeremonie zu Ehren des Göttlichen und unserer Ahnen zu vollenden.

Aber schon vor dieses Sankalpa, das das eigentliche Tun mit unserer Hingabe und Willenskaft untermauert, setzen die Hindu-Traditionen vorbereitende Schritte. Mit ihnen sollen wir uns selbst reinigen und einen Raum schaffen, in dem sich unsere Intention gut entfalten kann. In der östlichen Tradition nehmen wir zunächst ein „Kopf-Bad“. Das heißt: Wir waschen uns von Kopf bis Fuß (denn historisch war das Waschen und Ölen des Haars ein geheiligtes Ritual, das man nicht täglich ausführte). Dann ziehen wir frische Kleidung an. Wir nehmen sattvische (also reine, ausgewogene) Nahru